Namibia lässt sich nur bedingt kalkulieren - das gilt auch für RTL
Freilich schafft das Umfeld einer TV-Aufzeichnung sofort mildere Umstände für solche Erlebnisse, aber Namibia lässt sich nur bedingt domestizieren - und so erlebten die Teilnehmerinnen bereits zu Drehbeginn harte Prüfungen, noch eher der RTL-Dreh überhaupt angefangen hatte. Und da sprechen wir noch nicht mal von Hitze und Einöde. Vielmehr handelt es sich um Phänomene, die Namibia-Fans, die dem Land länger verbunden sind, kennen: Wüstencamp-Teilnehmerin Ingrid Pavic (26) wurde offenbar unmittelbar nach der Einreise in Windhoek bestohlen, wie die "Allgemeine Zeitung" aus Namibia berichtet. "Mein Bargeld und meine Sonnenbrille sind geklaut", klagte sie. Und nein, da mussten Einheimische sie enttäuschen, einen Gucci-Laden gebe es in Windhoek und auch sonst in Namibia nicht. (Die Fashion-Oase Kapstadt ist weeeeit, weit weg.)
Eine Nacht im afrikanischen Knast
Eine weitere Teilnehmerin der Sendung traf es allerdings noch ärger. Staatsbedienstete am Hosea-Kutako-Flughafen in der Hauptstadt Windhoek monierten ihre Einreise-Papiere. Sie musste daher eine Nacht in einem namibischen Gefängnis verbringen. Wie namibische Freunde mir schon mehrfach sagten: Wer einmal einen solchen Knast von innen gesehen hat, tut alles, um da wieder rauszukommen. Die Probleme bei der Einreise nach Namibia sind bekannt: Mürrische Beamte stempeln falsche Daten in den Pass und bei einer Verkehrskontrolle kommen Touristen dann in arge Schwierigkeiten, weil sie sich plötzlich illegal im Land aufhalten. Es empfiehlt sich daher, das Ablaufdatum des eingestempelten Visums sofort zu kontrollieren und nötigenfalls ändern zu lassen.
Aber dazu hatte die Wüstencamp-Teilnehmerin gar nicht erst die Gelegenheit, schon ihre Papiere erschienen ja kriminell. (Mir ging es einmal ähnlich mit meinem sogenannten "Study Permit", das aus einem handgeschriebenen, per Fax übermittelten Wisch von einem Herrn Andimba bestand, der mir und zahlreichen weiteren Menschen mitteilte, sie dürften einreisen, von dann bis dann. Sämtliche Klarnamen konnte jeder lesen, der dieses Schreiben bekam. Die Bedienstete am Flughafen hatte einen solchen Schmierzettel aber noch nie gesehen und forderte mich auf, mich nach der Einreise umgehend an das Innenministerium Namibias in der Kasinostraße zu wenden, um die Sache zu klären. Ein in Namibia freilich vollkommen aussichtsloses Unterfangen. Aber das hier nur in Klammern.)
Europäer in den Wahnsinn treiben
Inzwischen dreht das RTL-Team mit den Kandidatinnen - von denen man immerhin Sarah Knappik aus dem "Dschungelcamp" kennt - im Norden Namibias. Aufenthalte und Reisen abseits der Hauptstadt eignen sich ja auch besonders gut, unbedarfte Europäer in den Wahnsinn zu treiben. Allein auf dieser Idee hat Tommy Jaud seinen ganzen Roman "Hummeldumm" aufgebaut, in dem ein glückloser Ich-Erzähler mit seiner Freundin in einer Reisegruppe per Bus mit Tourguide stundenlang über Schotter- und Sandstraßen durch Namibias Wüsten gefahren wird und zusehends verzweifelt. Kein Handyempfang, kein Strom mangels Adapter, ewiglange Fahrten durchs unzivilisierte Nichts ohne Toilettenpause, stramme Fußmärsche unter brennender Sonne zu geografischen Sehenswürdigkeiten mit zu wenig Trinkwasser. Willkommen in Namibia.
Und da setzt die RTL-Show mit ihren Prüfungen erst an. Ich bin gespannt!