
Im Sossusvlei regiert der Sand: Die orangefarbenen Dünen mit ihren Ausläufern beherrschen majestätisch die Szenerie. Den leichten Dünensand kann man fein durch seine Finger rieseln lassen, der Boden, auf dem die Dünenformationen wie aufgeschüttet liegen, ist hingegen knochentrocken – rissige, weiße Salzsenken, die „Vleis“. Ein Vlei ist der Ort, wo sich in der Regenzeit das Wasser sammelt, um dann langsam im Boden zu versickern. Zurück bleiben in der Trockenzeit die weißen Pfannen, deren Umgebung sogar karge Vegetation aufweist: Da und dort steht ein Baum, ein wenig Gestrüpp rangt aus dem Boden. Im berühmten „Dead Vlei“ findet sich sogar verdorrtes Baumgeäst. Da legen sich gerne Touristen hinein und lassen sich knipsen vor dem einzigartigen Hintergrund: der großen Düne, die sich wie ein Gürtel haushoch um das Vlei gelegt hat.
Von da oben hat man einen Ausblick, der einen schwindeln lässt – nicht umsonst zählen die Dünen des Sossusvlei zu den höchsten der Welt. Und auch die Sonnenaufgänge sind hier, auf einem dieser mächtigen Sandberge, am eindrucksvollsten. Dafür muss man allerdings früh aufstehen – der Platz hoch auf der Düne will schließlich erst einmal erreicht werden. Und so sieht man fast allmorgendliche Menschen, die angestrengt im Halbdunkel die Dünenkämme hinaufstapfen.
Bis die Sonne sich mit einem hell-lilanen Glimmen am Horizont ankündigt. Hier im südlichen Afrika geht die Sonne schnell auf und unter, da kann man regelrecht sehen, wie sie erst behutsam die ersten Strahlen herüberschickt, dann rasch höherzieht und dabei die gesamte hellrote Dünenlandschaft mit orangenem Licht zu wärmen beginnt. Betrachtet man eine der hohen Sandberge dabei seitlich, erhält man jenes Bild, für das das Sossusvlei bekannt ist: Während die eine Seite ins Licht getaucht ist, liegt die andere im Schatten.
Auch wenn die karge Landschaft es nicht vermuten lässt: In der Regenzeit gilt hier: Die Wüste lebt! Dann ist, für kurze Zeit, der trockene Boden an den wasserreichen Stellen grün überwachsen. Wo vorher gar nichts war, brechen Büsche aus dem Boden. Doch sobald der Tsauchab-Trockenfluss wieder verebbt und sich wieder die rissige Erdkruste bildet, endet das Naturschauspiel, dann vertrocknen Büsche und Gräser, nur wenig Grün kann sich im ariden namibischen Winter halten.
Einer, der sich hier dennoch ganzjährig behaupten kann, ist der „Nebeltrinker-Käfer“. Dessen Name kommt nicht von ungefähr: Denn der Schwarzkäfer besitzt kleine Noppen und eine Rinne auf seinen Deckflügeln, mit denen er Wasser aus den vom nahen Atlantik herüberziehenden Nebelschwaden zieht. Dazu tritt auch der „Nebeltrinker“ den weiten Weg auf einen der Dünenkämme an und streckt dort sein Hinterteil so in den Wind, dass der Nebel als Kondenswasser in kleinen Tropfen direkt in seinen Mund läuft. Manchmal erspäht man eines dieser Tierchen, das sich durch den Sand kämpft.
Einen langwierigen Abstieg übrigens kann man sich sparen: Wer sich traut, rast einfach mit Anlauf die lange Dünenwand hinab. Wehtun kann man sich nicht – Das da unten ist nichts als Sand.