Jegliche Zivilisation im Land wird aus der ersten Folge konsequent herausgehalten - und dringt einzig in die Sendung hinein, als eine Teilnehmerin "von der Polizei", wie es heißt, aus dem Camp geholt wird. Aufgrund von Problemen mit der Einreisegenehmigung. Die anderen Damen - namibischen Freunden muss man versichern: Nein, in Deutschland kennt die ebenfalls niemand - beziehen unterdessen in den Rundhütten aus Lehm der Himba ihr Quartier. Das Naturvolk nimmt die Sache locker: Sie nehmen den seltsamen Besuch interessiert in ihre Mitte. Ja, das muss man den deutschen Zuschauern sagen: Anders als Lippen und Brüste der Kandidatinnen ist das Himba-Dorf in Namibia tatsächlich echt. Die Menschen leben nach traditionellen Gebräuchen, die sie seit Jahrhunderten - wenn nicht länger - unverändert pflegen. Sie wohnen in Rundhütten aus Lehm mit Bastdächern, sie reiben ihre Körper mit einer rötlichen Paste aus Erde ein, die Frauen vermengen ihre Haare damit zu Trotteln. Dazu tragen sie traditionelle Bastkleidung. Der Himba-Stammesführer verfügt über mehrere Frauen, die für ihn arbeiten. Schon die Kinder sorgen sich um das gehaltene Vieh. Kühe und Ziegen gehören quasi mit zur Dorfgemeinschaft. Es gibt wenige Menschen auf Erden die so eine Ruhe und Zufriedenheit ausstrahlen wie die Himba. Das ist soweit alles echt.
Dann fallen also die deutschen Ladys auf High Heels in das Dorf ein - und die Himba haben für sie herzliche Gastfreundschaft und Schmunzeln übrig. Vor allem Travestiekünstler "Conchita Wurst" bringt sie zum Lachen.
Auch in Namibia wird die Sendung interessiert verfolgt. Viele der gut 20.000 Deutschstämmigen im Land verfügen über deutsches Fernsehen, dessen Satellitenempfang sie sich jeden Monat einiges kosten lassen. Dass es in Namibia überhaupt Fernseher gibt, ja sogar Straßen, Schulen, Internet, Städte, Wohngebiete auf europäischem Standard, davon wird der RTL-Zuschauer wohl eher nichts zu sehen bekommen. Das wäre in etwa so, als setzte man Japaner irgendwo im unberührten "deutschen Wald" oder in einem historischen norddeutschen Wikinger-Freilichtmuseum aus, damit sie dort den urgermanischen Alltag kennenlernen können.
Das ist auch okay, denn es geht hier nicht darum, das Portrait eines Landes zu schaffen, sondern es geht um Unterhaltung. Namibia bleibt bei den "Wildgirls" also ein Land der Wilden in der friedlichen Einöde. Wobei die Himba - die schon mal vor den Augen der Z-Promis eine Ziege schlachten - witzigerweise weit mehr Identifikationspotential bieten als die aufgespritzten Trash-Teilnehmerinnen. Weil auch ihnen permanent die Frage förmlich vom Gesicht abzulesen ist: Was sind das bloß für Leute?