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Namibias Lüderitz bleibt Lüderitz. Hier sprechen die "Buchter" selbst - und wir fliegen im HD-Video über die Stadt, die nicht umbenannt wurde

14/9/2013

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Erst vor wenigen Monaten wurde der Hollywood-Schriftzug "LÜDERITZ" über der Bucht installiert
Bild "100% Buchter" auch auf dem Cappy
Lüderitz bleibt Lüderitz. Die Hafenstadt am Atlantik wurde nicht umbenannt. Betroffen von der Umbenennung ist erst mal nur der Wahlkreis, das hat sich mittlerweile herausgestellt. Das Thema wird Namibia wohl noch eine Weile beschäftigen, schließlich will Präsident Hifikepunye Pohamba die Umbenennung offenbar weiterhin forcieren. 


Aber darum soll es hier nicht gehen. Denn "the Lüderitz name change saga" hat auch ihr Gutes: Zum einen hat die abgelegene Kleinstadt, von der ihre Einwohner selber sagen, sie liege am Ende der Welt, weltweit so viel Aufmerksamkeit bekommen wie seit Jahren nicht. Und die "Buchter" haben eindrucksvoll gezeigt, dass es in Namibia durchaus eine Zivilgesellschaft gibt, die viel politischer und wacher ist, als das gemeinhin angenommen wird. 

Bild Logo der Zeitung "The Buchter News" aus Lüderitz

Die Hautfarbe spielt keine Rolle in Lüderitz 


Dass man in Lüderitz zunächst "Buchter" ist und die Hautfarbe bei diesem Selbstverständnis keine Rolle spielt, ist ein gewaltiges Verdienst der Menschen in Lüderitz. Sie begreifen sich nicht zuerst als Schwarze, Weiße, Ovambo, Damara, Deutsche. Ausgerechnet dieses kleine, abgeschiedene Nest scheint auf dem Weg des "nation building" weiter zu sein als viele andere Gegenden im Land. Namibias Leitidee "unity in diversity" wird in Lüderitz tatsächlich gelebt. 

Das weckt das Interesse vieler Menschen an dieser afrikanischen Kleinstadt mit dem deutschen Namen. Davon könnte jetzt der Tourismus profitieren, auf den die Stadt so dringend angewiesen ist. 



Mit der Drohnen-Kamera in HD über die Stadt fliegen 

Zeit also, sich noch einmal genauer in Lüderitz umzusehen. Kürzlich habe ich eindrucksvolle Aufnahmen entdeckt, die Lüderitz in allerbester HD-Qualität zeigen, und das aus der Luft. Aufgenommen mit einer fliegenden Drohnen-Kamera. Wie an einem Kran fährt die Kamera an der Felsenkirche aufwärts. So hat man die Lüderitzbucht noch nicht gesehen.

Die Aufnahmen stammen von Youtube-Nutzer  bxtremeable. Auf nach Lüderitz! So nah, als wäre man da: 

Lüderitz von oben - in HD
Auch Namibias einziger privater Fernsehsender, One Africa TV, berichtet über den Protest der Lüderitzbuchter gegen eine Umbenennung. In dem TV-Beitrag ist zu sehen, wie Menschen durch die Straßen der Stadt ziehen mit Transparenten wie "Proud to be a Buchter" und "We stay Lüderitzbucht". 

Hier der Beitrag: 

Die "Buchter" erklären ihre Identität 

Und noch ein sehenswerter Beitrag. Was ist ein "Buchter"? Kann man Buchter werden? Weltreisende aus den Niederlanden stellten einem schwarzen Buchter diese Frage. Der erklärt erst mal: "Buchter sein hat nichts zu tun mit Hautfarbe. Buchter sein hat zu tun mit der Art, wie wir reden, wie wir gehen." Er werde so etwas oft gefragt. Warum die Buchter-Identität so stark ist? "Wir leben am Ende der Welt. Man kann nur nach Lüderitz kommen, aus Lüderitz kommt man nicht hinaus." Die Stadt liegt einfach zu weit ab vom Schuss. Wer Buchter "werden" wolle, müsse sich in deren Gemeinschaft engagieren, lange genug dort leben. So lange, bis er selber so weit sei, andere als Buchter zu erkennen. 

Auch ein deutschstämmiger Buchter kommt zu Wort. Er sagt: "Ich bin kein Deutscher, ich bin ein Namibier, der Deutsch spricht." Bei der Fußball-WM unterstütze er erst mal die afrikanischen Mannschaften. Und dann später erst Deutschland - "weil die ja immer ins Finale kommen." Ein interessantes Dokument und eine authentische Erklärung von den Buchtern selber, was ihre Identität ausmacht - die man ruhig bedenken sollte, wenn man vorschnell urteilt, ein Städtename aus der deutschen Sprache habe doch in Afrika im Jahr 2013 sowieso nichts zu suchen. 

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    Autor

    Journalist Sebastian Geisler lebte 2007 in Namibia, wo er  bei der Namibian Broadcasting Corporation (nbc) in Windhoek für den staatlichen Rundfunk moderierte. Auf diese Weise bekam er Einblicke in namibisches Alltagsleben, politische Entwicklungen, aktuelle Probleme, Herausforderungen und Erfolge. Außerdem erlebte er die beeindruckende Natur, Tierwelt und lernte die herzlichen Menschen in Namibia kennen. 

    Über all das schreibt er seitdem, zunächst auf "blog.zeit.de/namibia" für "ZEIT online" und jetzt hier bei "Spuren im Sand", auf namibiablog.net



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