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Namibias Kwaito-Superstar Ees startet in Deutschland

22/11/2012

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"Das Ding ist ein Türstopper. Und ein Türöffner." Ees über seinen Music Award "Best Kwaito Artist"
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Die weiße Hautfarbe war anfangs ein Problem. Eric Sell sieht deutsch aus, hat einen deutschen Namen und er spricht Deutsch - und doch ist Künstler "Ees" Afrikaner, nicht nur das, er ist einer der größten Kwaito-Stars im südlichen Afrika. Kwaito, das ist ein sehr afrikanischer Musikstil, entstanden im Township Soweto bei Johannesburg, als Ausdruck des Protests gegen die Apartheid. Kraftvoll, dynamisch, mit satten Bässen, mächtig Lebensfreude und irgendwie auch Sonne drin. Ees ist deutschstämmiger Namibier, geboren und aufgewachsen in der Landeshauptstadt Windhoek, ein Nach-Nach-Nachfahre der deutschen Kolonialisten aus Kaiser Wilhelms Zeit. Deutsche Wurzeln, Afrika im Herzen, Kwaito im Blut. "Ich habe angefangen auf Deutsch zu rappen", sagt Ees. Das ist Jahre her. "Dann kam ich zum Kwaito." Eine  große Leidenschaft begann, erste Studioaufnahmen, CDs, inzwischen hat Ees das 13. Album veröffentlicht - und promotet den Kwaito in Deutschland. Seit sieben Jahren lebt er in Köln, will nicht nur seine Musik, sondern zugleich den ganzen Stil bekannt machen in Europa. Er könnte kurz vor dem großen Durchbruch stehen - in der vergangenen Woche gewann er den "Channel O Music Award" in der Kategorie Kwaito, einen der wichtigsten Musikpreise Afrikas, im Jahr 2009 war er bereits bei den MTV Africa Music Awards nominiert. 


Zur Zeit ist Ees mit dem Preis unterwegs von Radiosender zu Radiosender in Namibia, wuchtet ihn von Studio zu Studio, bedankt sich bei seinen Fans. "Das Ding ist ein Türstopper", sagt er. "Aber es wird auch ein Türöffner sein. 2013 wird das Jahr!" Als "bester Kwaito Artist" des Kontinents im Jahr 2012 will er nun den Durchbruch in Deutschland schaffen. "Wenn Gangnamstyle hier Erfolg hat, kann das auch mit Kwaito gelingen", ist er sich sicher. Dafür will Ees seine Musik on air bekommen und in die Playlisten der Sender. "Das geht nur, wenn du so einen Preis hast", sagt er. "Wenn die sehen: Das is serious." Bei solchen Ausdrücken merkt man Ees seine namibische Herkunft an, er spricht den sogenannten "Nam-Slang", eine Mischung aus Deutsch, Englisch, Afrikaans und Stammessprachen, mit vielen seltsamen Begriffen, die ein Bundesdeutscher nicht versteht. "Orreit, ich kann dir das bikkie erklären", sagt er dann. Für Namslang, nach der einstigen Kolonie Deutsch-Südwest auch "Südwesterdeutsch" genannt, hat er inzwischen sogar zwei Wörterbücher herausgegeben, er nennt sie "Dikschenärries". Bundesdeutsche, die den Slang lernen wollen, können auf Ees' Homepage online ein "Diplom" ablegen. 

Dass Ees Köln zu seiner Wahlheimat gemacht hat, ist übrigens kein Zufall. "Hier sind die Menschen am offensten in Deutschland", sagt er. Er wohnt direkt am Rhein. "Als Namibier brauchst Du die Natur", sagt er. "Wenn ich mal Ruhe brauche, gehe am Rhein spazieren. Das fließende Wasser, das hat schon was Beruhigendes." 


Die Fußball-WM machte Ees bekannt in Deutschland

Doch solche Pausen sind selten. Die Energie, die seine Musik ausmacht, strahlt Ees auch selber aus. Er wirkt stets aufgeweckt und hellwach, spricht wie ein Wasserfall, wenn er seine Musik erklären soll. Er raucht nicht und trinkt keinen Alkohol, legt Wert auf seine Fitness und arbeitet wie besessen an seinen Projekten. Er hat sogar eine eigene Modekollektion aufgelegt, im Internet kann man "Ees"-Chucks in rot-grün-blauer Namibia-Optik bestellen, er kooperiert mit dem namibischen Energydrink "Wuma". In Deutschland gelang es Ees, 2010 bei der Fußball-WM in Südafrika die Aufmerksamkeit für den Kontinent in Deutschland zu nutzen. Für "Bild.de" präsentierte er seine Heimat in "WM-Road-Trip"-Videos, schrieb den "offiziellen WM-Song" für das große Onlineportal der "Bild"-Zeitung, "Again 'N Again". Afrikanische Klänge waren plötzlich sehr gefragt, auch in der Werbung. Ees komponierte einen Titel für den Werbespot eines deutschen Stromanbieters, kochte in der Fernsehsendung "Das perfekte Dinner" und gewann mit einem Kumpel im ZDF-Quiz "Rette die Million" 275.000 Euro. 

"Inzwischen gibt es Fans, die gezielt auf die Festivals kommen, wo ich auftrete", sagt Ees. "Früher glaubten mir viele nicht, dass ich tatsächlich Afrikaner bin, wenn ich mit der Namibiaflagge auf die Bühne gestürmt bin." Andersrum wirkte er auf manche Schwarze in seiner Heimat suspekt, als er sich erstmals ihrer Musik bemächtigte. Doch das ist längst Vergangenheit. Ein Ritterschlag in seiner Heimat war es, als Ees mit dem südafrikanischen Kwaito-Superstar Mandoza den Titel "Ayoba" aufnahm. Plötzlich kann man Ees damit auch in Südafrikas Metropolen wie Kapstadt und Johannesburg. In Deutschland gibt es mitunter noch Missverständnisse. Nein, sagt Ees, im Musikvideo "Bismarck", in 
dem er mit zwei schwarzen Musikern singend und groovend durch ein Township in Namibias Küstenstadt Swakopmund zieht, geht es nicht um Kolonialvergangenheit oder Geschichtsverarbeitung, sondern "das ist der Name eines Einheimischen". 

Erfolg in der Schwarzendomäne

Künstlerkollege Mandoza war übrigens der erste Schwarze, dem es mit seinem Superhit "Nkalakatha" im Post-Apartheids-Südafrika gelang, auch auf "weißen" Radiostationen zu laufen. Ees macht es nun andersrum, ist der erste Weiße, der in dieser Schwarzendomäne großen Erfolg hat, als Weißer diese schwarze Musik vertritt. Das hat in Namibia, einst Kolonie und Apartheitsstaat, auch eine politische Dimension, steht für eine neue gesamtnamibische, multikulturelle Identität in dem jungen Staat. Das ist insofern nicht nur eine musikalische, sondern auch eine gesellschaftliche Erfolgsgeschichte. Dass viele Menschen in seiner Heimat, schwarz und weiß, sich von Ees' Kwaito-Begeisterung anstecken lassen, ohne das als politisches Bekenntnis zu verstehen, ist daher vielleicht der größte Verdienst des weißen schwarzafrikanischen Musikers. Und in Deutschland ist Kwaito einfach nur: eine kraftvolle,  belebende, neue Musik. Irgendwie mit Sonne drin. 

Ees 2009 bei den MTV Africa Music Awards


Ees im Interview bei Hitradio Namibia, Teil 1

Es im Interview bei Hitradio Namibia, Teil 2

Ees' offizielle Homepage. 

Hier kann man das Ees-Album "Da gehn wir" komplett gratis als mp3s herunterladen. 

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namibiablog.net live bei Hitradio Namibia - hier anhören

21/11/2012

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"Namibia - Spuren im Sand" stößt in Namibia auf Interesse. Wilfried Hähner hat in seiner Morningshow "Hitradio am Morgen" auf Hitradio Namibia dazu ein Interview geführt. 

Wer es nachhören möchte, hier ein Link zur Audiodatei, einfach auf das Hitradio Namibia-Logo klicken! 





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Hitradio Namibia - Der einzige deutsche Privatsender Afrikas 

12/11/2012

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Wenn Wilfried Hähner frühmorgens im Studio mit bester Laune einen "guuuuten Morgen" wünscht, dann hören ihm Tausende Namibier im ganzen Land zu, beim Aufstehen, vorm Badezimmerspiegel, beim Frühstück und dem ersten Kaffee. "Heute wird ein guter Tag", sagt er gern mit seiner unverwechselbaren, klaren Radiostimme, die praktisch jeder deutschsprachige Namibier kennt. 

Und irgendwie glaubt man ihm das, seine Energie steckt an, auch um sechs Uhr in der Früh. Namibier stehen früh auf, die Sonne gibt hier dem Leben ihren Takt, und die Frühsendung "Hitradio am Morgen" gehört in vielen deutschen Haushalten einfach dazu. Wilfried begleitet seine Hörer verlässlich in den Tag - mit Pop, Rock und größten Hits. Der leidenschaftliche Radiomann hat zusammen mit einer kleinen, engagierten Radioredaktion den ersten deutschsprachigen Privatsender Namibias geschaffen, im August 2012 ging "Hitradio Namibia" an den Start. Hier gibt es Hits und gute Laune, der Sender präsentiert sich mit seinem dynamischen Klangdesign und Jingles schwungvoller und schneller als das staatliche Deutsche Hörfunkprogramm, das einen deutlich höheren Wortanteil pflegt und auch auf deutsche Schlager und Klassik setzt. Hitradio spielt Mainstream, erreicht viele jüngere Leute. 

"Ich möchte den Gebrauch der deutschen Sprache im Land fördern", sagt Hähner. Er spricht reines Hochdeutsch, wie die meisten Deutschstämmigen Namibias. Er möchte dazu beitragen, dass diese Fähigkeit im Land erhalten bleibt, in einer Gemeinde von vielleicht 25.000 Deutschstämmigen, von denen viele auf abgelegenen Farmen leben, ist das nicht selbstverständlich, sondern eine Aufgabe, die jede Generation wahrnehmen muss. 


Ein Lebenstraum - und unternehmerisches Wagnis 

"Hitradio Nambia" ist für Hähner ein Lebenstraum - und ein unternehmerisches Wagnis. Der 39-Jährige saß schon als Schüler hinterm Mikrofon, leitete zuletzt das staatliche Deutsche Hörfunkprogramm der nbc. Dann wechselte er in die PR-Branche. Seine Hörer vermissten ihn und er vermisste seine Hörer und das Mikrofon. Dass er ganz vom Radio lassen würde, glaubte in der Branche so recht niemand. Ob es gelingen könnte, einen deutschsprachigen Privatsender in Namibia zu etablieren und aus Werbeerlösen zu finanzieren, ist oft spekuliert worden, auch andere Programme hatten oder haben teilweise deutsche Programmfenster. Das Deutsche Hörfunkprogramm ist als staatlicher Sender auf Werbeeinnahmen nicht zwingend angewiesen, trotz chronischer Finanzprobleme. Hitradio Namibia benötigt sie. Und das Konzept scheint aufzugehen, der Sender begann verblüffend schnell, schwarze Zahlen zu schreiben. "Ich kann es kaum glauben", sagt Wilfried Hähner. "Mit diesem Erfolg haben wir alle nicht gerechnet." Vor allem morgens sind die Werbeblöcke gut gebucht. Jetzt will der Sender sein Verbreitungsgebiet ausweiten, weitere Frequenzen sind schon beantragt, um noch mehr Orte und Städte im Land zu erreichen. 

Die Werbespots stellt der Sender selber her, primär auf Deutsch. Werbung zu schalten ist für viele deutschnamibische Firmen ein bisschen auch Ehrensache, sie unterstützen das Programm gern. Und besser könnte etwa die Feinkostabteilung der "Woermann Brock"-Supermärkte ihre Zielgruppe kaum erreichen. Die Deutschen im Land gelten als wohlhabend, sie spielen im wirtschaftlichen Leben des modernen Namibia noch immer eine vitale Rolle. Der Grund, warum inzwischen auch größere Unternehmen auf die Werbemöglichkeit aufmerksam geworden sind und Spots in Auftrag geben. 

Das Programm ist auch über Livestream im Internet zu hören. "Ich möchte mein Namibia promoten", sagt Hähner, der früher auch als Reiseleiter gearbeitet hat und deutsche Touristen auf Safaris Natur und Tiere zeigte. Zuhörer etwa in Europa für das südwestafrikanische Land zu begeistern, ist ihm ein Anliegen, der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig und Einnahmequelle für die junge Nation. 

Enger Kontakt zu den Hörern 

Hähner ist ein Mensch, der überall sofort gute Laune verbreitet, auch bei seinen Außenübertragungen, die er zum Beispiel bei Werbekunden abhält. Viele Fans schauen dann extra seinetwegen vorbei, wollen ihn live sehen, mit ihm sprechen. Die Anliegen seiner Hörer nimmt er ernst, richtet gern auch mal Grüße aus, weist auf Veranstaltungen hin. Nicht wenige Deutschsprachige finden sogar den Weg zu ihm ins Studio, das im belebten Einkaufszentrum Maerua Mall sitzt - und berichten dann über anstehende Schulfeste, Feiern wie neulich zum Stadtjubiläum von Swakopmund oder das Oktoberfest. Hähner ist auch eine wichtige Integrationsfigur für die deutsche Gemeinde. Und was er sagt, wird ernst genommen. Er wirbt regelmäßig fürs Blutspenden, ruft morgens im Verkehrsbericht zum rücksichtsvollen Autofahren auf. Und erzählt, dass er zum Frühstück Cornflakes mit Trinkjoghurt hatte oder davon, dass das Benzin ja auch immer teurer werde. Wie ein Freund, dem man übers Radio zuhört, und so sehen ihn auch viele Fans. Er ist ja schließlich jeden Morgen dabei, beim Aufstehen, Zähneputzen und dem ersten Kaffee. 

Hitradio Namibia ist online zu hören unter http://www.hitradio.com.na. Weitere Infos über den Sender auch auf Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Hitradio_Namibia. Der Sender ist auch bei Facebook sehr aktiv und postet regelmäßig Nachrichtenupdates aus Namibia, Fotos aus dem Sender und kommuniziert mit seinen Hörern: https://www.facebook.com/hitradionam?fref=ts. 

Hier ein Bericht aus der namibischen "Allgemeinen Zeitung" zum Start des Programms: http://www.az.com.na/kultur/hauptsache-positiv-das-ist-mein-sender.150622.php

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    Autor

    Journalist Sebastian Geisler lebte 2007 in Namibia, wo er  bei der Namibian Broadcasting Corporation (nbc) in Windhoek für den staatlichen Rundfunk moderierte. Auf diese Weise bekam er Einblicke in namibisches Alltagsleben, politische Entwicklungen, aktuelle Probleme, Herausforderungen und Erfolge. Außerdem erlebte er die beeindruckende Natur, Tierwelt und lernte die herzlichen Menschen in Namibia kennen. 

    Über all das schreibt er seitdem, zunächst auf "blog.zeit.de/namibia" für "ZEIT online" und jetzt hier bei "Spuren im Sand", auf namibiablog.net



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