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Deutscher Karneval in Afrika - Der "WiKa"

20/4/2007

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Karnevalsumzug in der Independence Avenue
Einmal im Jahr wird das, nennen wir es ruhig mal: großstädtische Leben von Windhoek, für ein paar Stunden jäh unterbrochen. Dann wird die Independence Avenue für den Autoverkehr gesperrt, Hunderte Menschen versammeln sich entlang der Straße, manche bringen schon frühmorgens ihren „Bakkie“, also Pick-Up, in Position, bauen Klappstühle und Sonnenschirme auf, und warten darauf, dass er losgeht: Der „WiKa“, Windhoeker Karneval, der größte Karnevalsumzug Namibias, in diesem Jahr unter dem Motto: „Aber jetzt...“.

Mädchen marschieren in rot-weißen Karnevalstrachten über die Independence Avenue, hinter ihnen die Blaskapelle „Eefelkank“, eigens eingeflogen aus dem Rheinland, natürlich auch dabei das Funkemariechen, und dann kommen die Wagen: Große, schwere LKW, beladen mit allerlei Aufbauten, bunten Dekorationen und Lautsprecherboxen. Zuforderst natürlich der Elferrat mit ihren Trachtenjacken und Karnevalsmützen, das Prinzenpaar, die Jugendkarnevalisten mit einem eigenen „JuKa“-Wagen, auf einem der Trucks tanzt in silbrigen Glitzer-Outfits das „Männerballet“, und auch zahlreiche Firmen sind beim Umzug vertreten. Sie haben die Werbewirksamkeit des attraktiven Windhoeker Ereignisses erkannt und schicken eigene Wagen ins Rennen um die Gunst der Zuschauer. 

Die stehen an der Strecke und verfallen, sobald die ersten LKW in Sicht kommen, in lautes Jubeln und rufen „WiiiKaaa!! WiiiKaaa!!“ und „Aber jetzt!!“ – Um damit die Aufsitzenden zu ermuntern, eifrig Kamelle in die Menge zu werfen. Sobald das beginnt, stürzen die WiKa-Passanten an die Wagen und stellen sich in einen Regen aus Kamelle und Wasser, das so mancher Wagen zur Erfrischung in die Menge spritzt. Natürlich sind es vor allem die Deutschstämmigen, die den Karneval zelebrieren, aber auch zahlreiche Schwarze verfolgen den Umzug. Schwarze und weiße Jungen und Mädchen springen an den vorbeifahrenden Fahrzeugen in die Höhe, schreien „WiiKaaa!!“, reißen die Hände gen Himmel und versuchen so viel Kamelle zu fangen, wie zu fangen ist. Manche der insgesamt 50 Wagen sind besonders liebevoll gestaltet, zum Beispiel einer, an dessen Seite das Motto „We learnt from the Bushmen“ prangt. Der LKW liebevoll dekoriert mit Palmenblättern und Kokosnüssen, darauf tanzen braun geschminkte Karnevalisten, spritzen mit Wasser herum und wedeln sich mit Palmblättern gegenseitig Luft zu.

Natürlich spielen die Karnevalswagen auch Musik – und zwar deutsche Karnevalsmusik. „Jetzt geht’s los!“, schallt es von einem der Wagen, oder der karnevaleske „De Höhner“- Klassiker „Viva Colonia“ – „Da simmer dabei, dat is prima“. Begleitet wird der Zug von Polizeifahrzeugen, das Deutsche Hörfunkprogramm berichtet live vom Umzug, der die Windhoeker Innenstadt gut zwei Stunden in Beschlag nimmt. Manche Passanten, vor allem die Nicht-Deutschstämmigen, verfolgen das Treiben auch mit einer Mischung aus Verwunderung, Gleichgültigkeit und interessierter Erheiterung, aber insgesamt ist der WiKa eben doch eines der größten kulturellen Ereignisse dieser Stadt, und, wie Bürgermeister Mattheus Shikongo sagt, „aus Windhoek nicht mehr wegzudenken“. Für den Beobachter aus dem fernen Europa ist es schon bizarr, was sich da unter der heißen afrikanischen Mittagssonne tut, während von irgendeinem der Karnevalswagen die Popgruppe „Die Prinzen“ aus basslastigen Lautsprechern singt: „Das alles ist Deutschland, das sind alles wir...“ Ein wahres Wort.

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    Autor

    Journalist Sebastian Geisler lebte 2007 in Namibia, wo er  bei der Namibian Broadcasting Corporation (nbc) in Windhoek für den staatlichen Rundfunk moderierte. Auf diese Weise bekam er Einblicke in namibisches Alltagsleben, politische Entwicklungen, aktuelle Probleme, Herausforderungen und Erfolge. Außerdem erlebte er die beeindruckende Natur, Tierwelt und lernte die herzlichen Menschen in Namibia kennen. 

    Über all das schreibt er seitdem, zunächst auf "blog.zeit.de/namibia" für "ZEIT online" und jetzt hier bei "Spuren im Sand", auf namibiablog.net



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