Umso gewagter ist es, wie wir diese Tour hier angehen werden: Mit einem ganz normalen, nun ja, Personenkraftwagen. Natürlich nicht irgendeinem: es muss schon ein robustes Auto sein. Wir wählen den VW Polo Vivo dafür. Als Limousine, weil die besser auf der Straße liegt als die Kleinwagen-Variante. Der Vivo wird in Südafrika speziell für das südliche Afrika gebaut, er hat den grundsoliden Longseller CitiGolf abgelöst, der über Jahrzehnte in der Region großen Absatz fand. Diese Autos stecken einiges weg. Ja, es ist möglich, damit auch über Sandstraßen Namibia zu bezwingen und sicher an sein Ziel zu kommen.
Unbedingt gut versichern
Im Etoscha-Nationalpark schafften wir es auch durch tiefe, schlammige Pfützen. Möglich ist einiges. Unbedingt sollte man die bestmögliche Versicherung für den Wagen abschließen, die Schadensbeteiligung auf Null reduzieren - und das Kleingedruckte lesen: Reifen, Felgen und Windschutzscheibe werden genau dort gern mal ausgenommen. Das aber ist es, was tatsächlich kaputtgeht. Auch das also unbedingt mitversichern. Gegen "Sandblasting", sozusagen das Sandstrahlen des Fahrzeugs bis hin zum weitgehenden Verlust jeglichen Lacks, lässt sich übrigens in Namibia nicht versichern. Wer in den Süden des Landes fährt, etwa nach Lüderitz, sollte sich informieren, ob ein Sandsturm bevorsteht, der so etwas anrichten kann. Der Schaden wäre beträchtlich.
Natürlich braucht man ein Handy mit namibischer Simkarte für die Fahrt. Das wird auf Teilen der Strecke, irgendwo im Niemandsland der Wüste, keinen Empfang mehr haben, aber es ist dennoch ein unverzichtbares Utensil. Ein Navigationssystem - in Namibia cool "GPS" genannt, denn genau das kann es auch leisten - sollte ebenfalls an Bord sein. Und: Viel, viel Wasser! Das heißt wirklich: Ganz viel Wasser. Pro Person sollte man für jeden Abschnitt mindestens eine große 5-Liter-Flasche an Bord haben. Zudem Verpflegung. Und einen Verbandskasten. Wer unterwegs in der Wüste liegenbleibt, muss dort gegebenenfalls über Stunden ausharren, bis dort mal ein zweites Fahrzeug vorbeikommt. Das macht auch Unfälle wie Überschlagen so gefährlich: Es kann ewig dauern, bis Hilfe kommt.
Soweit die Warnungen. Jetzt zum positiven Teil: Eine solche Tour verheißt Abenteuer, sie macht Spaß, auch an das Fahren auf den Sandstraßen gewöhnt man sich nach einer Weile - und die Eindrücke von Tierwelt, Einsamkeit und Natur sind überwältigend.
Die beschriebene Tour verläuft folgendermaßen: Von der Landeshauptstadt Windhoek über Okahandja und Otjiwarongo hinauf zur Etoschapfanne im Norden des Landes, nach mehreren Tagen dort über Tsumeb und Omaruru an die Küste nach Swakopmund und Walfischbai. Von dort aus das anstrengendste Stück der Tour: hinein in die Wüste auf einer steinigen Sandstraße, vorbei am Vogelfederberg zum Sossusvlei - mit Übernachtung in einem Wüstencamp, das man tunlichst vor Einbruch der Dunkelheit erreicht haben sollte. Dann hinunter nach Lüderitz und schließlich via Keetsmanshoop - gottlob auf der Teerstraße B1 - zurück nach Windhoek. Dann sind 3000 Kilometer geschafft. Ach ja: Immer nachtanken, bei jeder - wirklich: jeder - Gelegenheit.
Auf geht's!