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Namibia zum Abgewöhnen - Warum uns das RTL-Wüstencamp mit den "Wild Girls" in High Heels viel Spaß machen wird

29/5/2013

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Ein Straßenschild in Namibia, irgendwo im Nichts. Einer der seltenen Hinweise auf Zivilisation und menschliches Leben in der Einöde
Namibia kann man auch hassen. Es wird in diesem Blog deutlich: Ich bin großer Freund des Landes und genieße jeden Aufenthalt sehr. Sonnenschein, atemberaubende Natur, großartige Menschen, tolles Essen, hervorragendes Bier. Oder doch nicht? Namibia liebt man oder man hasst es, heißt es oft. Und genau das dürfte der Gag sein, mit dem der Sender RTL jetzt eine Art Sommerausgabe seines "Dschungelcamps" spannend machen will: "Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika" heißt die Sendung, bei der C-Promis, wie der Sender mitteilte, harte Prüfungen bestehen und "Hunderte Kilometer zurücklegen werden". In der Wüste. Das verheißt großen Trash. Und wohl ganz gute Unterhaltung. Denn für die Kandidatinnen dürfte Namibia wohl eher heißen: staubtrockene Einöde, brüllende Affenhitze, Dürsten nach Trinkwasser und Essen von Mopane-Würmern und sonstigem Getier, das Europäer sich nicht einmal ansehen möchten - geschweige denn es in den Mund nehmen und runterschlucken. 

Namibia lässt sich nur bedingt kalkulieren - das gilt auch für RTL

Freilich schafft das Umfeld einer TV-Aufzeichnung sofort mildere Umstände für solche Erlebnisse, aber Namibia lässt sich nur bedingt domestizieren - und so erlebten die Teilnehmerinnen bereits zu Drehbeginn harte Prüfungen, noch eher der RTL-Dreh überhaupt angefangen hatte. Und da sprechen wir noch nicht mal von Hitze und Einöde. Vielmehr handelt es sich um Phänomene, die Namibia-Fans, die dem Land länger verbunden sind, kennen: Wüstencamp-Teilnehmerin Ingrid Pavic (26) wurde offenbar unmittelbar nach der Einreise in Windhoek bestohlen, wie die "Allgemeine Zeitung" aus Namibia berichtet. "Mein Bargeld und meine Sonnenbrille sind geklaut", klagte sie. Und nein, da mussten Einheimische sie enttäuschen, einen Gucci-Laden gebe es in Windhoek und auch sonst in Namibia nicht. (Die Fashion-Oase Kapstadt ist weeeeit, weit weg.)

Eine Nacht im afrikanischen Knast 

Eine weitere Teilnehmerin der Sendung traf es allerdings noch ärger. Staatsbedienstete am Hosea-Kutako-Flughafen in der Hauptstadt Windhoek monierten ihre Einreise-Papiere. Sie musste daher eine Nacht in einem namibischen Gefängnis verbringen. Wie namibische Freunde mir schon mehrfach sagten: Wer einmal einen solchen Knast von innen gesehen hat, tut alles, um da wieder rauszukommen. Die Probleme bei der Einreise nach Namibia sind bekannt: Mürrische Beamte stempeln falsche Daten in den Pass und bei einer Verkehrskontrolle kommen Touristen dann in arge Schwierigkeiten, weil sie sich plötzlich illegal im Land aufhalten. Es empfiehlt sich daher, das Ablaufdatum des eingestempelten Visums sofort zu kontrollieren und nötigenfalls ändern zu lassen. 

Aber dazu hatte die Wüstencamp-Teilnehmerin gar nicht erst die Gelegenheit, schon ihre Papiere erschienen ja kriminell. (Mir ging es einmal ähnlich mit meinem sogenannten "Study Permit", das aus einem handgeschriebenen, per Fax übermittelten Wisch von einem Herrn Andimba bestand, der mir und zahlreichen weiteren Menschen mitteilte, sie dürften einreisen, von dann bis dann. Sämtliche Klarnamen konnte jeder lesen, der dieses Schreiben bekam. Die Bedienstete am Flughafen hatte einen solchen Schmierzettel aber noch nie gesehen und forderte mich auf, mich nach der Einreise umgehend an das Innenministerium Namibias in der Kasinostraße zu wenden, um die Sache zu klären. Ein in Namibia freilich vollkommen aussichtsloses Unterfangen. Aber das hier nur in Klammern.)

Europäer in den Wahnsinn treiben 

Inzwischen dreht das RTL-Team mit den Kandidatinnen -  von denen man immerhin Sarah Knappik aus dem "Dschungelcamp" kennt -  im Norden Namibias. Aufenthalte und Reisen abseits der Hauptstadt eignen sich ja auch besonders gut, unbedarfte Europäer in den Wahnsinn zu treiben. Allein auf dieser Idee hat Tommy Jaud seinen ganzen Roman "Hummeldumm" aufgebaut, in dem ein glückloser Ich-Erzähler mit seiner Freundin in einer Reisegruppe per Bus mit Tourguide stundenlang über Schotter- und Sandstraßen durch Namibias Wüsten gefahren wird und zusehends verzweifelt. Kein Handyempfang, kein Strom mangels Adapter, ewiglange Fahrten durchs unzivilisierte Nichts ohne Toilettenpause, stramme Fußmärsche unter brennender Sonne zu geografischen Sehenswürdigkeiten mit zu wenig Trinkwasser. Willkommen in Namibia. 

Und da setzt die RTL-Show mit ihren Prüfungen erst an. Ich bin gespannt! 







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    Autor

    Journalist Sebastian Geisler lebte 2007 in Namibia, wo er  bei der Namibian Broadcasting Corporation (nbc) in Windhoek für den staatlichen Rundfunk moderierte. Auf diese Weise bekam er Einblicke in namibisches Alltagsleben, politische Entwicklungen, aktuelle Probleme, Herausforderungen und Erfolge. Außerdem erlebte er die beeindruckende Natur, Tierwelt und lernte die herzlichen Menschen in Namibia kennen. 

    Über all das schreibt er seitdem, zunächst auf "blog.zeit.de/namibia" für "ZEIT online" und jetzt hier bei "Spuren im Sand", auf namibiablog.net



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