
Aber darum soll es hier nicht gehen. Denn "the Lüderitz name change saga" hat auch ihr Gutes: Zum einen hat die abgelegene Kleinstadt, von der ihre Einwohner selber sagen, sie liege am Ende der Welt, weltweit so viel Aufmerksamkeit bekommen wie seit Jahren nicht. Und die "Buchter" haben eindrucksvoll gezeigt, dass es in Namibia durchaus eine Zivilgesellschaft gibt, die viel politischer und wacher ist, als das gemeinhin angenommen wird.

Die Hautfarbe spielt keine Rolle in Lüderitz
Dass man in Lüderitz zunächst "Buchter" ist und die Hautfarbe bei diesem Selbstverständnis keine Rolle spielt, ist ein gewaltiges Verdienst der Menschen in Lüderitz. Sie begreifen sich nicht zuerst als Schwarze, Weiße, Ovambo, Damara, Deutsche. Ausgerechnet dieses kleine, abgeschiedene Nest scheint auf dem Weg des "nation building" weiter zu sein als viele andere Gegenden im Land. Namibias Leitidee "unity in diversity" wird in Lüderitz tatsächlich gelebt.
Das weckt das Interesse vieler Menschen an dieser afrikanischen Kleinstadt mit dem deutschen Namen. Davon könnte jetzt der Tourismus profitieren, auf den die Stadt so dringend angewiesen ist.
Mit der Drohnen-Kamera in HD über die Stadt fliegen
Zeit also, sich noch einmal genauer in Lüderitz umzusehen. Kürzlich habe ich eindrucksvolle Aufnahmen entdeckt, die Lüderitz in allerbester HD-Qualität zeigen, und das aus der Luft. Aufgenommen mit einer fliegenden Drohnen-Kamera. Wie an einem Kran fährt die Kamera an der Felsenkirche aufwärts. So hat man die Lüderitzbucht noch nicht gesehen.
Die Aufnahmen stammen von Youtube-Nutzer bxtremeable. Auf nach Lüderitz! So nah, als wäre man da:
Lüderitz von oben - in HD
Hier der Beitrag:
Und noch ein sehenswerter Beitrag. Was ist ein "Buchter"? Kann man Buchter werden? Weltreisende aus den Niederlanden stellten einem schwarzen Buchter diese Frage. Der erklärt erst mal: "Buchter sein hat nichts zu tun mit Hautfarbe. Buchter sein hat zu tun mit der Art, wie wir reden, wie wir gehen." Er werde so etwas oft gefragt. Warum die Buchter-Identität so stark ist? "Wir leben am Ende der Welt. Man kann nur nach Lüderitz kommen, aus Lüderitz kommt man nicht hinaus." Die Stadt liegt einfach zu weit ab vom Schuss. Wer Buchter "werden" wolle, müsse sich in deren Gemeinschaft engagieren, lange genug dort leben. So lange, bis er selber so weit sei, andere als Buchter zu erkennen.
Auch ein deutschstämmiger Buchter kommt zu Wort. Er sagt: "Ich bin kein Deutscher, ich bin ein Namibier, der Deutsch spricht." Bei der Fußball-WM unterstütze er erst mal die afrikanischen Mannschaften. Und dann später erst Deutschland - "weil die ja immer ins Finale kommen." Ein interessantes Dokument und eine authentische Erklärung von den Buchtern selber, was ihre Identität ausmacht - die man ruhig bedenken sollte, wenn man vorschnell urteilt, ein Städtename aus der deutschen Sprache habe doch in Afrika im Jahr 2013 sowieso nichts zu suchen.