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Namibia-Tour Teil I  - Das Schlagloch

25/3/2013

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Um es gleich vorweg zu sagen: Von diesem Zwischenfall gibt es kein Foto. Wir hatten andere Sorgen, als eines von diesem erheblichen Malheur zu machen. Es ist ja schon gesagt worden: ein geplatzter Reifen ist Standard bei einer Rundreise im Auto durch Namibia, es empfiehlt sich daher, einen Ersatzreifen dabei zu haben. Die Frage ist weniger: Passiert es? - sondern: Wann passiert es? 

Bei uns zum Glück sehr früh. Wir hatten gegen Mittag Windhoek verlassen und waren vielleicht zweieinhalb Stunden unterwegs Richtung Norden auf der für gewöhnlich sehr guten Teerstraße B1, als ich - leider mit überhöhter Geschwindigkeit - ein Schlagloch auf uns zukommen sah. Es empfiehlt sich sehr, sich peinlich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten oder diese zu unterbieten. Immerhin sind auf der B1 häufig 120 Stundenkilometer erlaubt, ein Tempolimit, das es in Deutschland auf einer Landstraße ohne Leitplanken und mit Gegenverkehr niemals gegen würde. Trotz erheblichen Runterbremsens: Zack!, ein heftiger Schlag und ein Knall, als ob die Achse gebrochen wären, sofort ein ungutes Plattern des linken Vorderreifens, die Radkappe fliegt wie ein Geschoss irgendwo in den Busch, weit weg. Das hätte auch tödlich ausgehen können! 


Die Luft entweicht zischend 

Zwangspause. Ich steige aus, prüfe den Reifen. Die Felge ist beschädigt, das Rad hat eine Unwucht, das Zischen der entweichenden Luft ist zu hören. Ein riesen Problem, irgendwo zwischen Windhoek und Otjiwarongo. Zum Glück!, muss man sagen. Zum einen hätte eine hektische Lenkbewegung hier zum Überschlag und Tod führen können, zum anderen sollte sich herausstellen: in Otjiwarongo gibt es eine Niederlassung unseres Vermieters Avis. Wir rufen also Avis an und werden dorthin durchgestellt, während wir mit maximal Tempo 60 die Fahrt fortsetzen. Das scheint möglich, obwohl der Wagen erheblich nach links zieht. Muss man erwähnen, dass starker Regen mit münzgroßen Tropfen eingesetzt hatte? Stehen bleiben möchten wir nicht, irgendwo an der B1, die Gefahr von Überfällen ist allgegenwärtig. 

Nach weiteren Stunden erreichen wir Otjiwarongo, es ist ein Kampf gegen die Zeit - die Luft entweicht stetig. Großes Glück: die Autovermietung hat zwei baugleiche Modelle unseres VW Polo Vivo auf dem Hof. Es stellte sich übrigens heraus, dass wir bei der Anmietung in Windhoek, sagen wir, nicht gut beraten wurden: trotz mehrfacher Bitte, dass wir alles, alles wirklich alles an dem Wagen rundrum absichern wollen, waren im Kleingedruckten ausgerechnet Schäden an Reifen und Windschutzscheibe ausgenommen. Darauf muss man also noch sehr viel expliziter bestehen. 

Die Tanknadel hat sich nicht bewegt 

Egal. Wir erledigen den Papierkram, laden unsere Sachen um - und weisen Annelie von der Autovermietung noch darauf hin, dass unseres Erachtens die Tankanzeige des Polo defekt sei. Trotz stundenlanger Fahrt war sie keinen Millimeter abgesunken. "This is a very fuel-efficient car", sagt Annelie, die übrigens niedliches Afrikaans spricht. Das habe so seine Richtigkeit. Eine Szene wie aus einem Volkswagen-Werbespot. Auch fürderhin werden wir dem Wagen noch einiges abverlangen...

Nun das nächste große Problem: die Reifenpanne und der Zwangsstopp in Otjiwarongo haben uns kostbare Zeit gekostet. Jetzt beginnt ein Wettlauf. Wir müssen bis Sonnenuntergang das Eingangstor zur Etoschapfanne erreicht haben. Das nämlich wird dann geschlossen, ungefähr um 19.30 Uhr im Januar. Die Sonne sinkt rasch in Namibia. 

Wir telefonieren mit unserem Freund Jens in Windhoek: Kann man das schaffen? Er ist skeptisch. Das Navigationsgerät auch. Münzgroße Tropfen fallen auf den sandigen afrikanischen Boden, der Regen macht die Straße nass und rutschig. Wir versuchen, telefonisch eine Unterkunft auf halber Strecke zu organisieren. Gegen 18.30 Uhr erreichen wir Outjo. Dort gibt es eine deutsche Bäckerei mit hervorragendem deutschen Backwerk und Internetcafé. 

Das nur am Rande, wir fahren eilig weiter. Outjo nennt sich selbst - aber was heißt das schon in einem Land der Größe Namibias - "the gateway to Etosha". Was im Zweifel nur heißt: Vorher kommt nichts Nennenswertes mehr. 

Die Weiterfahrt nach Etoscha wird zum gefährlichen Wettlauf gegen die Zeit 


Wir wagen es und fahren weiter. Das ist gefährlich: Nur selten begegnet uns ein anderes Auto, hier oben im Norden haben wir irgendwann auch keinerlei Handynetz mehr. Im Falle eines Unfalls würde uns wohl lange niemand zur Hilfe kommen können. Plötzlich steht ein Esel mitten auf der Straße und wir müssen hart bremsen. Bei Dunkelheit wäre das ein Crash gewesen. Weiter geht's, immer weiter. Die Sonne steht schon tief, die Möglichkeit, noch umzukehren, schwindet mit jedem Kilometer. Dieses Unterfangen muss also jetzt gelingen. Links und rechts der Straße diese unglaublichen Weiten, wir sind hier sehr auf uns allein gestellt. Die Sonne sinkt so schnell, dass wir nervös werden, das Navigationsgerät zeigt: Ankunft im "Rhino Drive" in Etoscha um 20.45 Uhr. Sonnenuntergang um 19.30 Uhr. 

Gibt es abgesehen von der Straße hier eigentlich jegliche Spuren der Zivilisation? Ja, der Zaun rechts von der Straße, der sich scheinbar ewig hinzieht. Und dann: plötzlich vor uns diese Aufbauten über der Straße. Das Tor! "Das ist es", rufe ich sehr erleichtert. So kann es gehen in Namibia: Noch anderthalb Kilometer und plötzlich sind da doch wieder andere Menschen. "You are late, nah", sagt die Wärterin, die hier auf einem Plastikstuhl in einem Häuschen sitzt. Sie teilt unsere Freude, dass wir es doch noch geschafft haben. Wir reichen unsere Papiere rüber, zahlen den Eintritt - sie öffnet die Schranke und gibt freie Fahrt. Noch mit dem Hinweis, dass sie ja jetzt Feierabend hat und gleich zumachen wird und ja, genau, dann kommt hier niemand mehr hinein, dann schläft man eben im Auto vor dem Tor. 

Auch im Camp Okakuejo freut man sich, dass wir es doch tatsächlich noch geschafft haben  -die letzten Gäste an diesem Tag. Darauf erst mal ein Windhoek Lager. Selten war dieser verspätete Sundowner so eine Wohltat. 

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Mit dem Auto als Selbstfahrer auf Tour in Namibia  

15/3/2013

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Mit dem VW Polo Vivo als Selbtfahrer auf Tour in Namibia - eine Rundreise
Sorry about that! Der VW Polo - hier nach rund 1500 Kilometern bei einem Zwischenstop im Namib Wüste Padstal in Usakos - musste einiges einstecken. Der Schlamm zeugt von der Beanspruchung
Jetzt wollen wir starten mit einem wesentlichen Element dieses Blogs:  Wir reisen durch Namibia, und das - sozusagen - auf die ganz große Tour. Rund 3000 Kilometer über Sand und Stein - als Selbstfahrer. Einmal rauf in den Norden des Landes, dann rüber zur Küste, dann runter in den Süden. So eine Tour ist eine Belastung für Mensch und Material. Sie ist gefährlich. Das weniger aufgrund von Kriminalität (die in Namibia vorhanden, aber kalkulierbar ist) als vielmehr aufgrund der Straßenverhältnisse. Auf den Sandpisten sind schon viele Fahrer tödlich verunglückt. Überhöhte Geschwindigkeit und plötzliches Wegdriften auf losem Sand oder ein geplatzer Reifen stellen die größte Gefahr dar. 

Umso gewagter ist es, wie wir diese Tour hier angehen werden: Mit einem ganz normalen, nun ja, Personenkraftwagen. Natürlich nicht irgendeinem: es muss schon ein robustes Auto sein. Wir wählen den VW Polo Vivo dafür. Als Limousine, weil die besser auf der Straße liegt als die Kleinwagen-Variante. Der Vivo wird in Südafrika speziell für das südliche Afrika gebaut, er hat den grundsoliden Longseller CitiGolf abgelöst, der über Jahrzehnte in der Region großen Absatz fand. Diese Autos stecken einiges weg. Ja, es ist möglich, damit auch über Sandstraßen Namibia zu bezwingen und sicher an sein Ziel zu kommen.

Unbedingt gut versichern 

Im Etoscha-Nationalpark schafften wir es auch durch tiefe, schlammige Pfützen. Möglich ist einiges. Unbedingt sollte man die bestmögliche Versicherung für den Wagen abschließen, die Schadensbeteiligung auf Null reduzieren - und das Kleingedruckte lesen: Reifen, Felgen und Windschutzscheibe werden genau dort gern mal ausgenommen. Das aber ist es, was tatsächlich kaputtgeht. Auch das also unbedingt mitversichern. Gegen "Sandblasting", sozusagen das Sandstrahlen des Fahrzeugs bis hin zum weitgehenden Verlust jeglichen Lacks, lässt sich übrigens in Namibia nicht versichern. Wer in den Süden des Landes fährt, etwa nach Lüderitz, sollte sich informieren, ob ein Sandsturm bevorsteht, der so etwas anrichten kann. Der Schaden wäre beträchtlich. 

Natürlich braucht man ein Handy mit namibischer Simkarte für die Fahrt. Das wird auf Teilen der Strecke, irgendwo im Niemandsland der Wüste, keinen Empfang mehr haben, aber es ist dennoch ein unverzichtbares Utensil. Ein Navigationssystem - in Namibia cool "GPS" genannt, denn genau das kann es auch leisten - sollte ebenfalls an Bord sein. Und: Viel, viel Wasser! Das heißt wirklich: Ganz viel Wasser. Pro Person sollte man für jeden Abschnitt mindestens eine große 5-Liter-Flasche an Bord haben. Zudem Verpflegung. Und einen Verbandskasten. Wer unterwegs in der Wüste liegenbleibt, muss dort gegebenenfalls über Stunden ausharren, bis dort mal ein zweites Fahrzeug vorbeikommt. Das macht auch Unfälle wie Überschlagen so gefährlich: Es kann ewig dauern, bis Hilfe kommt. 

Soweit die Warnungen. Jetzt zum positiven Teil: Eine solche Tour verheißt Abenteuer, sie macht Spaß, auch an das Fahren auf den Sandstraßen gewöhnt man sich nach einer Weile - und die Eindrücke von Tierwelt, Einsamkeit und Natur sind überwältigend. 

Die beschriebene Tour verläuft folgendermaßen: Von der Landeshauptstadt Windhoek über Okahandja und Otjiwarongo hinauf zur Etoschapfanne im Norden des Landes, nach mehreren Tagen dort über Tsumeb und Omaruru an die Küste nach Swakopmund und Walfischbai. Von dort aus das anstrengendste Stück der Tour: hinein in die Wüste auf einer steinigen Sandstraße, vorbei am Vogelfederberg zum Sossusvlei - mit Übernachtung in einem Wüstencamp, das man tunlichst vor Einbruch der Dunkelheit erreicht haben sollte. Dann hinunter nach Lüderitz und schließlich via Keetsmanshoop - gottlob auf der Teerstraße B1  - zurück nach Windhoek. Dann sind 3000 Kilometer geschafft. Ach ja: Immer nachtanken, bei jeder - wirklich: jeder  - Gelegenheit. 

Auf geht's! 


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Pohamba droht bei Al Jazeera mit Enteignungen von Farmen - aber noch ist Namibia kein zweites Simbabwe

15/1/2013

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Von Sebastian Geisler 

Der Post zum Pohamba-Interview hat für Diskussionen gesorgt. Weniger hier im Blog, aber durchaus unter bzw. mit meinen namibischen Freunden und mit Namibia-Interessierten in Deutschland. Zur Erinnerung: Ich hatte - zugegeben - provokant geschrieben, dass Namibias Präsident Hifikepunye Pohamba im Al-Jazeera-Interview eine "Revolution" (so seine Wortwahl) selbst herbeiredet und riskiere, dass sein Land "ins Chaos stürzt". Namibia-Interessierte aus Deutschland fragten mich daraufhin: "Kann man denn nicht mehr nach Namibia fahren in Zukunft?" - Um es ganz klar zu sagen: In Namibia gibt es dieser Tage keinerlei Chaos und man kann auch künftig dort hinfahren. Man sollte es sogar unbedingt.  Es ist ein herrliches Land mit wunderbarer Natur und großartigen Menschen. Und Pohambas Forderung, man solle die Verfassung ändern, um Farmen enteignen zu können, steht ja mitnichten kurz vor der Umsetzung. 

Vielmehr ist mittelfristig (!) eine Landreform nach simbabwischem Vorbild in Namibia nicht zu erwarten. Auch Pohamba sprach im Interview mit Al-Jazeera davon, selbst im Falle einer Enteignung eine Kompensation zahlen zu wollen. Ich gehe davon aus, dass Pohamba, der als besonnen und zurückhaltend gilt, bis zu den Wahlen (für Präsidentschaft und Parlament) 2014 seiner bisherigen, gemäßigten Politik treu bleibt. 

2014 ist Stunde der Wahrheit für Namibia 

Im Jahr 2014 allerdings ist Stunde der Wahrheit: Denn der Rückhalt der Swapo in der Bevölkerung schwindet. Die junge Generation kann sich für den Unabhängigkeitskampf ihrer Großelterngeneration nicht mehr begeistern. Sie wollen keine Sonntagsreden der politischen Führung mehr hören - sondern erleben, dass vom versprochenen Wohlstand, den die Befreiung vom Besatzer Südafrika und seinem Apartheids-Joch bringen sollte, etwas bei ihnen ankommt. 

Die Swapo kann sich ihres Rückhalts bei den einfachen Leuten, die den Großteil ihrer Wählerschaft ausmachen, nicht mehr sicher sein, zumindest nicht langfristig. Für die Swapo, die oppositionelle Aktivitäten in der von ihren sozialistischen Unterstützern gelernten Kampfretorik gern als "konterrevolutionär" geißelt, ist ein Machtverlust aber undenkbar. Die Landreform soll im Notfall als Ventil herhalten, wenn die Opposition an Zulauf gewinnt. 

Rechtsstaatliche Landreform "gescheitert"

Pohamba hat schließlich klar erklärt, dass das vorbildliche Prinzip des  "Willing buyer, willing seller" gescheitert sei und dass daher die Verfassung geändert werden müsse. Dann wären Enteignungen möglich.  Er behauptet, deutschstämmige Farmer verweigerten die Zusammenarbeit. Dabei bieten durchaus mehr von ihnen dem Staat Farmen zum Kauf an, als dieser dann tatsächlich kauft. Warum also dringend noch mehr Farmer ihr Land anbieten sollen, wo die staatlichen Institutionen doch jetzt schon Kauf und Neuverteilung nicht bewältigen können, sagt Pohamba nicht. Wollte er tatsächlich die Umverteilung vorantreiben, müsste er diesen Prozess beschleunigen. 


Mit dem Mittel der Enteignung könnte die Swapo schnell Aktion zeigen und populistisch auf den kleinen, zumeist weißen, wohlhabenden Teil der Bevölkerung verweisen, der nun radikal zur Verantwortung gezogen würde. Die Rechtfertigung dazu hat Pohamba ja bereits geliefert: es gebe sonst eine Radikalisierung mit möglicher "Revolution", und das dürfe im Sinne der öffentlichen Ordnung nicht sein. Erstarken oppositioneller Kräfte und Partei sind nach Swapo-Lesart ein Symptom dieser angeblich drohenden "Revolution" und die Regierung daher geradezu gezwungen, zu  radikalen Maßnahmen zu greifen. 

Die Swapo kann nur gewinnen 

Das heißt letztlich: Entweder die Swapo regiert weiterhin mit großer Mehrheit (was dann als ein Ausdruck der Zufriedenheit mit der Swapo-Politik dargestellt werden würde, ein Kurswechsel bei der schleppenden rechtsstaatlichen Landreform und bei der Aussöhnungspolitik wären unnötig) - oder sie droht die Mehrheit zu verlieren, was als eine Forderung des Volkes nach einem Politikwechsel hin zur Enteignung verkauft werden würde. 

Genau das ist der "Scheideweg", von dem Präsident Hifikepunye Pohamba spricht. Die Swapo-Führung kann bei diesem Spiel also nur gewinnen. 

Hoffnungsträger Hage Geingob

Wahrscheinlicher allerdings ist, dass die Partei 2014 wieder mit komfortabler Mehrheit abschneidet. Als aussichtsreichster Kandidat für die Swapo-Kandidatur um das Präsidentschaftsamt gilt derzeit Hage Gottfried Geingob. Der langjährige Premierminister Namibias spricht fließend Deutsch und hat in den USA bei den Vereinten Nationen gearbeitet, er ist akademisch ausgebildet und hat verschiedentlich Schriften über sein Modell eines friedlichen, modernen Staates Namibia publiziert. Unter Geingobs Führung wäre eine Abkehr von der Aussöhnungspolitik überraschend. 

Für den Fall, dass die Swapo bei der Wahl 2014 und in der Folge ihre Macht grundsätzlich gefährdet sehen sollte, liegt der radikale Plan B allerdings schon in der Schublade.


Namibias Farmer fürchten drohende Enteignungen schon seit Jahren. Dazu ein Beitrag von 2004 von Journeyman Pictures: 

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Cost of living - Das Leben in Namibia wird teurer 

13/1/2013

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Der Louis Botha Store in der Beethovenstraße ist ein Tante-Emma-Laden. In Berlin würde man auch sagen: Ein Spätkauf. Es gibt hier praktisch alles. Aber die Lebenshaltungskosten in Namibia steigen stetig, klagen die Betreiber










Von Sebastian Geisler

Der Text ist im Juni 2007 zum ersten Mal erschienen. 

Maria regt sich auf. Sie kann sich richtig in Rage reden. So sehr sogar, dass sich ein anderer Kunde im Laden zu uns an den Verkaufstresen kommt und fragt: „What are you argueing about?“ – Dabei streiten wir nicht, Maria klagt mir nur ihr Leid. Denn sie betreibt den „Louis Botha Store“, eine Art nachbarschaftlichen Tante-Emma-Laden in der Beethovenstraße, Ecke Sam Nujoma Drive in Windhoek-West, in der Nähe meiner Unterkunft in der Schubertstraße. Es ist fast ein kleiner Supermarkt, der auf eng gestellten Regalen alles anbietet, was man so braucht – vom frischen Apfel über die Zeitung bis zur Zahnbürste.

Der Milchpreis steigt stetig  

Doch solche Produkte des täglichen Bedarfs verkaufen sich zur Zeit merklich schlechter – sagt Maria hinter ihrem Tresen, während sie mit dem Scanner schnell über meine Wasserflaschen piepst. „Alles wird immer teurer“, klagt die gebürtige Portugiesin. „Hier“, sagt sie, und hält ein Päckchen Zigaretten hoch. „Diesen Monat im Preis gestiegen – und nächsten Monat steigen sie wieder.“ Noch schlimmer sei es mit der Milch. „Die ist schon fünf Mal dieses Jahr erhöht worden – und jetzt ist sie wieder dran. Ich habe gerade unsere neuen Preislisten bekommen.“ Wohin das noch führen soll, frage sie sich. Die Antwort liefert sie gleich mit: Als Deutscher kenne ich doch sicher die Erzählungen meiner Großeltern aus der Nachkriegszeit, wo man sich eben nur zu Weihnachten mal ein gutes Stück Fleisch gegönnt hat. „Und genau dazu wird es wieder kommen, wenn es so weitergeht“, sagt Maria. „Und es wird so weitergehen. Weil wir von Südafrika abhängig sind. Und dort wird alles teurer im Moment.“ Irgendwie habe das auch mit der Fußballweltmeisterschaft zu tun, die 2010 im südlichen Nachbarland Namibias stattfindet. Das habe Maria zumindest gehört. „Wir müssen wieder lernen, zu verzichten.“

Tatsächlich werden im weiten Wüstenland Namibia kaum Produkte für den unmittelbaren Konsum produziert. Höchstens Farmprodukte wie Milch und Fleisch. Das liegt auch an den wirtschaftlichen Strukturen, die das südafrikanische Besatzungsregime bis 1990 geschaffen hat: die Rohstoffe kommen aus dem damaligen Südwestafrika, die Weiterverarbeitung findet in Südafrika statt - und stärkt die dortige Wirtschaft. Das ist heute noch ein Problem. Denn noch heute wird das meiste, von „Kellog’s“-Cornflakes bis zum Dosenthunfisch, in Südafrika hergestellt und dann auf dem Landweg nach Namibia gebracht oder über den Tiefseehafen Walvis Bay eingeführt. Und den weiten Transport zahlt man mit. Wenn dann noch der Benzinpreis steigt, dauert es nicht lange, bis die Teuerung auf den Preis der einzelnen Produkte in den Läden durchschlägt – In Läden wie dem „Louis Botha Store“ eben, wo Maria meine Einkäufe mit gekonnten Griffen in weiße Plastiktüten packt. Wenn sie selber aus ihrem Geschäft dann noch Gewinn ziehen wolle, dann müsse sie ebenfalls noch ein paar Cent oder gar Namibia-Dollar auf die höheren Preise draufschlagen – schließlich bleiben bei jeder Teuerung Kunden weg, erzählt sie.

Rund 100 Euro Mindestlohn - im Monat 

Denn die Löhne steigen eben nicht mit. „1000 Namibia-Dollar ist der Mindestlohn hier“, sagt Maria. „Also ungefähr 100 Euro im Monat. Wie weit kommt man damit in Europa?“, fragt sie. „Wer würde dafür in Portugal überhaupt arbeiten? Und hier kommt man damit auch nicht viel weiter! Irgendwie schaffen es die Leute, mit ihrem geringen Einkommen trotzdem über die Runden zu kommen, indem sie jeden Rand dreimal umdrehen und genau rechnen. Aber man muss sich nicht wundern, wenn die Kriminalität steigt. Man kann es den Menschen, die hier anfangen zu klauen, im Grunde nicht mal übelnehmen.“ Sie selbst zahle ihren Angestellten zwar mehr als den Mindestlohn, aber viel sei auch das nicht. Tatsächlich wundert man sich, wie die Leute es schaffen, mit ihren paar tausend Namibia-Dollar ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Auch für Europäer sind Aufenthalt und Leben in Namibia nicht billig. Dabei kann man mit dem Euro hier immer noch weit mehr kaufen als mit dem Namibia-Dollar – das sagen zumindest die Namibier. Auch wenn etwa Milchprodukte in Namibia teurer sind als in Europa, Fleisch und Bier hingegen deutlich günstiger. In großen Supermärkten wie „Pick n Pay“, „Superspar“ und „Woermann Brock“ gibt es in Windhoek und den anderen größeren Orten Namibias Produkte der Ersten Welt zu Preisen der Ersten Welt. 

Auch im Windhoeker Township Katutura gibt es diese Supermärkte – aber billiger wird es auch dort kaum sein.

Ein Sechserpack Bier als letzten Luxus 

Als Streitthema taugen die Lebenshaltungskosten im südwestlichen Afrika jedenfalls nicht, das merkt auch der Arbeiter, der im Blaumann einen Sechserpack Bier auf die Theke wuchtet – der letzte Luxus, den ich er sich vor dem „Pay Day“, dem Zahltag, diesen Monat noch gönnen wolle, sagt er. Das Leben wird teurer – Darüber gibt es keine zwei Meinungen.


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Namibia "am Scheideweg" - Wie Präsident Pohamba eine "Revolution" schürt 

12/1/2013

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Von Sebastian Geisler 

Namibias Präsident Pohamba redet eine "Revolution" herbei. Mit einem Interview bei Al-Jazeera bringt er sein befriedetes Land wieder in die Schlagzeilen. Wachsende Unzufriedenheit der Wähler mache es "unregierbar". Genau die schürt er jetzt absichtlich - um zugleich einen Schuldigen zu präsentieren und von den Versäumnissen in mehr als 22 Jahren Swapo-Regierung abzulenken. Sein Land sei "am Scheideweg". Lieber riskiert er den Absturz Namibias ins Chaos als einen Machtverlust seiner Partei. Eine Analyse. 

Namibias Präsident Hifikepunye Pohamba dürfte der einzige Präsident der Welt sein, der selber eine Revolution in seinem Land heraufbeschwört. Pohamba, der sonst als besonnen und versöhnlich gilt, nutzt das heikle Thema Landreform zur Aufwiegelung und Mobilisierung. In einem Interview mit dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera sorgte er für Diskussionen im Land: Werde die Umverteilung von Farmland nicht beschleunigt, so seine dringende Prognose, würde die wachsende Unzufriedenheit der schwarzen Bevölkerungsmehrheit - die ihn gewählt hat - gefährlich. Landbesitz sei ein wirksames Mittel zu Wohlstand, daher könne es dann zu Gewaltausbrüchen und Farmbesetzungen kommen. "In einer solchen Situation wäre das Land unregierbar", so Pohamba. Das allerdings heißt vor allem: unregierbar für ihn und seine Partei Swapo. Die sieht sich als einzig legitime politische Kraft Namibias, eine Abwahl und anschließende Oppositionsarbeit im namibischen Parlament sind nach Swapo-Lesart undenkbar und ein Rückfall in Apartheidszeiten. Es gilt, die Macht um jeden Preis zu erhalten. Pohamba will offenkundig vorsorglich einen Schuldigen finden für die magere Regierungsbilanz der Swapo. Darum redet er einen Konflikt bei der Landfrage herbei und schürt die Unzufriedenheit noch - damit er den Wählern zugleich Scheinlösungen anbieten kann, die von 23 Jahren Swapo-Regierungsverantwortung ablenken sollen. Sein Land sei, das sagt Pohamba deutlich, jetzt "am Scheideweg". 


Die Unzufriedenheit der Armen 

Denn tatsächlich wächst die Unzufriedenheit im Land. Im Jahr 23 nach der Unabhängigkeit - die Swapo regiert seitdem ununterbrochen - herrschen zwar Frieden und Stabilität, aber es ist der Regierung nicht im Ansatz gelungen, das große Gefälle zwischen Arm und Reich einzuebnen. Einer dünnen weißen und schwarzen - urbanen -  Oberschicht und wachsenden, aber kleinen schwarzen und weißen Mittelschicht, steht in den ländlichen Gebieten die große Masse der Armen gegenüber. Viele arbeitslos oder Tagelöhner, kaum ausgebildet und praktisch ohne Zugang zu jenen Gütern, die der Oberschicht in den Städten auf europäischem Niveau zur Verfügung stehen. Diese übergroße, arme Mehrheit sind die Menschen, mit denen seit der Unabhängigkeit 1990 in Namibia Wahlen gewonnen werden. Aber sie fühlen sich zunehmend betrogen von der Swapo. Die ländlichen Regionen gelten als vernachlässigt, Parteiobere und Gouverneure besuchen hauptsächlich vor anstehenden Wahlen die armen Namibier und machen Versprechen. 

Gefährliche Fragen nach Korruption und Misswirtschaft 

Das weiße Apartheidregime strebte danach, die breite Masse der Schwarzen möglichst ungebildet zu halten, sie nur als billige Arbeitskräfte zu nutzen. Das Konzept parlamentarischer Demokratie ist vielen Wählern vor allem in den abgelegenen Provinzen immer noch fremd, eine Tageszeitung oft unerschwinglich. Davon profitiert heute ausgerechnet die einstige Befreiungsbewegung und jetzige Regierungspartei Swapo, die wenig Interesse daran hat, kritische Geister auszubilden, denen sie Rechenschaft schuldig wäre. Dabei werden durchaus Stimmen laut gegen die Regierung, und sie kommen verstärkt von den Armen. Sie beteiligen sich an den Anrufsendungen der Namibian Broadcasting Corporation, stellen Fragen nach Korruption, Misswirtschaft und Staatsdiener-Pensionen. Sie wollen wissen, warum Prestigeprojekte wie der Bau des lächerlich überdimensionierten Staatshauses ausschließlich von nordkoreanischen Arbeitskräften ausgeführt werden, statt von namibischen Firmen mit namibischen Arbeitern. Abgesehen davon, dass die Armen schlechteren Zugang zu Informationen und Bildungsangeboten haben, ist es nicht verwunderlich, dass gerade sie sich beschweren: Ineffiziente Verwaltung und ihre Folgen, berstende Trinkwasserleitungen oder Stromausfälle (so sie denn über eine Unterkunft und Stromanschluss verfügen) treffen sie deutlich härter als wohlhabendere Namibier. 

Die Pressefreiheit wird Namibias Regierung unbequem 

Zeitweilig ließ Pohamba diese auch als "öffentliches Parlament" bekannten Diskussionssendungen einstellen. Trotz der Pressefreiheit in Namibia ist der Einfluss der Regierung auf die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt groß. Aber da das Verbot erst recht Protest hervorrief, ließ er die Programme wieder zu - mit der Auflage, die Livesendungen mit einer einminütigen Verzögerung auszustrahlen. 

Die renommierte Tageszeitung "Namibian" - zu Apartheitszeiten vom weißen Regime verboten und verfolgt - ist inzwischen auch der Swapo unbequem: Auf einer ganzen Seite können auch wenig finanzkräfte Leser billig per SMS ihre Meinung kundtun. In den Reihen der Swapo wurde ein Verbot dieser Rubrik erwogen. 

Ein gefährliches Spiel 

Die Landwirtschaft ist das Rückgrat von Namibias Wirtschaft und wichtigster Zweig neben Uran- und Diamantenförderung und dem Tourismus. Gerade darum ist es gefährlich, funktionierende Großbetriebe anzutasten. Diese sind - tatsächlich - ganz überwiegend in der Hand weißer Besitzer, meist seit Generationen. "Weggenommenes Land", nennt Pohambas das durchaus zurecht. Die schwarze Bevölkerungsmehrheit fragte damals schließlich niemand nach ihrer Zustimmung, als die Deutschen die Kolonie infrastrukturell erschlossen, Land erst in Besitz nahmen und dann deutsche Farmer ansiedelten. Historisches Unrecht, das die Swapo-Regierung bisher ganz rechtsstaatlich zu lösen versprach: Nach dem Prinzip "Willing buyer, willing seller" (Williger Käufer, williger Verkäufer) sollten Großgrundbesitzer, die ihre Farmbetriebe verkaufen wollen, diese dem Staat anbieten. Der kauft dann mit Steuergeld zu einem marktgerechten Preis das Land und gibt es weiter an schwarze Neufarmer. Doch dieser Vorgang läuft schleppend. "Weil die deutschen Farmer leider unkooperativ sind", sagte Pohamba im Al-Jazeera-Interview. Zu wenige seien bereit, zu verkaufen. Das ist mehr als fraglich.

Abkehr von der Rechtsstaatlichkeit 

Pohambas erwägt daher offen eine Enteignung. "Aber das ist leider aufgrund unserer Verfassung nicht möglich", sagte er. Eventuell müsse man das ändern, um die Möglichkeit zu bekommen, zwangsweise Farmen zu übernehmen. 

In Wahrheit ist nicht ein Mangel an willigen Verkäufern das Problem. Vielmehr schöpft das Landwirtschaftsministerium seinen Etat für den Kauf von Farmen nicht aus, reagiert der Staat spät oder gar nicht auf entsprechende Angebote. Und bei der Weitergabe von Farmland an ehemals Landlose brauchen die Zuständigen zu viel Zeit. Die Präzedenzfälle, in denen Neufarmer angesiedelt wurden, machen allerdings ebenfalls wenig Mut. Auf den Farmen Marburg und Ongombe-West ließ sich bislang kein produktiver Betrieb etablieren, es fehlt den Arbeitern an Ausbildung und Kenntnissen, oftmals auch an technischem Gerät und der Fähigkeit, dieses zu nutzen. 

Namibia - ein neues Simbabwe?

Das ist fatal. Denn es ist ohnehin äußerst schwierig, auf Namibias trockenem Boden mit Farmerei seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dort, wo es gelingt, auf den funktionierenden Großfarmen, arbeiten Dutzende etablierte schwarze Kräfte, deren Wohl ganz unmittelbar vom Erfolg des Betriebes abhängt, egal ob in schwarzer oder weißer Hand. Sie und der Farmeigner befinden sich in einer gegenseitigen Abhängigkeit: Der Farmer kann ohne sie das Land nicht bewirtschaften, die Angestellten bekommen von ihrem "baas" (Afrikaans für Chef) wesentliche Versorgungsleistungen gestellt - bis hin zu medizinischer Hilfe und dem Ermöglichen eines Schulbesuchs für die Kinder seiner Mitarbeiter. So ist es zu erklären, warum im Nachbarland Simbabwe, als Diktator Robert Mugabe mit bewaffneten Mordbrennern Farmen konfiszieren ließ, in vielen Fällen die schwarzen Farmarbeiter gemeinsam mit ihrem weißen Farmer versuchten, die Eindringlinge zu vertreiben. In Simbabwe wurden die beschlagnahmten Farmen entweder linientreuen Regierungsoberen geschenkt, die diese zumeist als Jagdfarm nutzen statt für landwirtschaftliche Produktion, oder sie wurden an vollkommen neue Bewirtschafter und Angestellte vergeben, die mit landwirtschaftlichem Betrieb nicht oder kaum vertraut waren - während die früheren schwarzen Arbeiter mitsamt ihrem weißen Chef weichen mussten. Für den einzelnen Arbeiter bitter, für das Land ein Verlust an Know-How und letztlich der Grund für den Zusammenbruch der vormals florierenden Wirtschaft Simbabwes. 

Darauf im Interview angesprochen, grinste Namibias Präsident Hifikepunye Pohamba nur. Über Simbabwe, so sagte er, wolle er nun nicht sprechen. Er wolle jetzt über Namibia sprechen. 







 


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Namibias Kwaito-Superstar Ees startet in Deutschland

22/11/2012

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"Das Ding ist ein Türstopper. Und ein Türöffner." Ees über seinen Music Award "Best Kwaito Artist"
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Die weiße Hautfarbe war anfangs ein Problem. Eric Sell sieht deutsch aus, hat einen deutschen Namen und er spricht Deutsch - und doch ist Künstler "Ees" Afrikaner, nicht nur das, er ist einer der größten Kwaito-Stars im südlichen Afrika. Kwaito, das ist ein sehr afrikanischer Musikstil, entstanden im Township Soweto bei Johannesburg, als Ausdruck des Protests gegen die Apartheid. Kraftvoll, dynamisch, mit satten Bässen, mächtig Lebensfreude und irgendwie auch Sonne drin. Ees ist deutschstämmiger Namibier, geboren und aufgewachsen in der Landeshauptstadt Windhoek, ein Nach-Nach-Nachfahre der deutschen Kolonialisten aus Kaiser Wilhelms Zeit. Deutsche Wurzeln, Afrika im Herzen, Kwaito im Blut. "Ich habe angefangen auf Deutsch zu rappen", sagt Ees. Das ist Jahre her. "Dann kam ich zum Kwaito." Eine  große Leidenschaft begann, erste Studioaufnahmen, CDs, inzwischen hat Ees das 13. Album veröffentlicht - und promotet den Kwaito in Deutschland. Seit sieben Jahren lebt er in Köln, will nicht nur seine Musik, sondern zugleich den ganzen Stil bekannt machen in Europa. Er könnte kurz vor dem großen Durchbruch stehen - in der vergangenen Woche gewann er den "Channel O Music Award" in der Kategorie Kwaito, einen der wichtigsten Musikpreise Afrikas, im Jahr 2009 war er bereits bei den MTV Africa Music Awards nominiert. 


Zur Zeit ist Ees mit dem Preis unterwegs von Radiosender zu Radiosender in Namibia, wuchtet ihn von Studio zu Studio, bedankt sich bei seinen Fans. "Das Ding ist ein Türstopper", sagt er. "Aber es wird auch ein Türöffner sein. 2013 wird das Jahr!" Als "bester Kwaito Artist" des Kontinents im Jahr 2012 will er nun den Durchbruch in Deutschland schaffen. "Wenn Gangnamstyle hier Erfolg hat, kann das auch mit Kwaito gelingen", ist er sich sicher. Dafür will Ees seine Musik on air bekommen und in die Playlisten der Sender. "Das geht nur, wenn du so einen Preis hast", sagt er. "Wenn die sehen: Das is serious." Bei solchen Ausdrücken merkt man Ees seine namibische Herkunft an, er spricht den sogenannten "Nam-Slang", eine Mischung aus Deutsch, Englisch, Afrikaans und Stammessprachen, mit vielen seltsamen Begriffen, die ein Bundesdeutscher nicht versteht. "Orreit, ich kann dir das bikkie erklären", sagt er dann. Für Namslang, nach der einstigen Kolonie Deutsch-Südwest auch "Südwesterdeutsch" genannt, hat er inzwischen sogar zwei Wörterbücher herausgegeben, er nennt sie "Dikschenärries". Bundesdeutsche, die den Slang lernen wollen, können auf Ees' Homepage online ein "Diplom" ablegen. 

Dass Ees Köln zu seiner Wahlheimat gemacht hat, ist übrigens kein Zufall. "Hier sind die Menschen am offensten in Deutschland", sagt er. Er wohnt direkt am Rhein. "Als Namibier brauchst Du die Natur", sagt er. "Wenn ich mal Ruhe brauche, gehe am Rhein spazieren. Das fließende Wasser, das hat schon was Beruhigendes." 


Die Fußball-WM machte Ees bekannt in Deutschland

Doch solche Pausen sind selten. Die Energie, die seine Musik ausmacht, strahlt Ees auch selber aus. Er wirkt stets aufgeweckt und hellwach, spricht wie ein Wasserfall, wenn er seine Musik erklären soll. Er raucht nicht und trinkt keinen Alkohol, legt Wert auf seine Fitness und arbeitet wie besessen an seinen Projekten. Er hat sogar eine eigene Modekollektion aufgelegt, im Internet kann man "Ees"-Chucks in rot-grün-blauer Namibia-Optik bestellen, er kooperiert mit dem namibischen Energydrink "Wuma". In Deutschland gelang es Ees, 2010 bei der Fußball-WM in Südafrika die Aufmerksamkeit für den Kontinent in Deutschland zu nutzen. Für "Bild.de" präsentierte er seine Heimat in "WM-Road-Trip"-Videos, schrieb den "offiziellen WM-Song" für das große Onlineportal der "Bild"-Zeitung, "Again 'N Again". Afrikanische Klänge waren plötzlich sehr gefragt, auch in der Werbung. Ees komponierte einen Titel für den Werbespot eines deutschen Stromanbieters, kochte in der Fernsehsendung "Das perfekte Dinner" und gewann mit einem Kumpel im ZDF-Quiz "Rette die Million" 275.000 Euro. 

"Inzwischen gibt es Fans, die gezielt auf die Festivals kommen, wo ich auftrete", sagt Ees. "Früher glaubten mir viele nicht, dass ich tatsächlich Afrikaner bin, wenn ich mit der Namibiaflagge auf die Bühne gestürmt bin." Andersrum wirkte er auf manche Schwarze in seiner Heimat suspekt, als er sich erstmals ihrer Musik bemächtigte. Doch das ist längst Vergangenheit. Ein Ritterschlag in seiner Heimat war es, als Ees mit dem südafrikanischen Kwaito-Superstar Mandoza den Titel "Ayoba" aufnahm. Plötzlich kann man Ees damit auch in Südafrikas Metropolen wie Kapstadt und Johannesburg. In Deutschland gibt es mitunter noch Missverständnisse. Nein, sagt Ees, im Musikvideo "Bismarck", in 
dem er mit zwei schwarzen Musikern singend und groovend durch ein Township in Namibias Küstenstadt Swakopmund zieht, geht es nicht um Kolonialvergangenheit oder Geschichtsverarbeitung, sondern "das ist der Name eines Einheimischen". 

Erfolg in der Schwarzendomäne

Künstlerkollege Mandoza war übrigens der erste Schwarze, dem es mit seinem Superhit "Nkalakatha" im Post-Apartheids-Südafrika gelang, auch auf "weißen" Radiostationen zu laufen. Ees macht es nun andersrum, ist der erste Weiße, der in dieser Schwarzendomäne großen Erfolg hat, als Weißer diese schwarze Musik vertritt. Das hat in Namibia, einst Kolonie und Apartheitsstaat, auch eine politische Dimension, steht für eine neue gesamtnamibische, multikulturelle Identität in dem jungen Staat. Das ist insofern nicht nur eine musikalische, sondern auch eine gesellschaftliche Erfolgsgeschichte. Dass viele Menschen in seiner Heimat, schwarz und weiß, sich von Ees' Kwaito-Begeisterung anstecken lassen, ohne das als politisches Bekenntnis zu verstehen, ist daher vielleicht der größte Verdienst des weißen schwarzafrikanischen Musikers. Und in Deutschland ist Kwaito einfach nur: eine kraftvolle,  belebende, neue Musik. Irgendwie mit Sonne drin. 

Ees 2009 bei den MTV Africa Music Awards


Ees im Interview bei Hitradio Namibia, Teil 1

Es im Interview bei Hitradio Namibia, Teil 2

Ees' offizielle Homepage. 

Hier kann man das Ees-Album "Da gehn wir" komplett gratis als mp3s herunterladen. 

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namibiablog.net live bei Hitradio Namibia - hier anhören

21/11/2012

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"Namibia - Spuren im Sand" stößt in Namibia auf Interesse. Wilfried Hähner hat in seiner Morningshow "Hitradio am Morgen" auf Hitradio Namibia dazu ein Interview geführt. 

Wer es nachhören möchte, hier ein Link zur Audiodatei, einfach auf das Hitradio Namibia-Logo klicken! 





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Hitradio Namibia - Der einzige deutsche Privatsender Afrikas 

12/11/2012

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Wenn Wilfried Hähner frühmorgens im Studio mit bester Laune einen "guuuuten Morgen" wünscht, dann hören ihm Tausende Namibier im ganzen Land zu, beim Aufstehen, vorm Badezimmerspiegel, beim Frühstück und dem ersten Kaffee. "Heute wird ein guter Tag", sagt er gern mit seiner unverwechselbaren, klaren Radiostimme, die praktisch jeder deutschsprachige Namibier kennt. 

Und irgendwie glaubt man ihm das, seine Energie steckt an, auch um sechs Uhr in der Früh. Namibier stehen früh auf, die Sonne gibt hier dem Leben ihren Takt, und die Frühsendung "Hitradio am Morgen" gehört in vielen deutschen Haushalten einfach dazu. Wilfried begleitet seine Hörer verlässlich in den Tag - mit Pop, Rock und größten Hits. Der leidenschaftliche Radiomann hat zusammen mit einer kleinen, engagierten Radioredaktion den ersten deutschsprachigen Privatsender Namibias geschaffen, im August 2012 ging "Hitradio Namibia" an den Start. Hier gibt es Hits und gute Laune, der Sender präsentiert sich mit seinem dynamischen Klangdesign und Jingles schwungvoller und schneller als das staatliche Deutsche Hörfunkprogramm, das einen deutlich höheren Wortanteil pflegt und auch auf deutsche Schlager und Klassik setzt. Hitradio spielt Mainstream, erreicht viele jüngere Leute. 

"Ich möchte den Gebrauch der deutschen Sprache im Land fördern", sagt Hähner. Er spricht reines Hochdeutsch, wie die meisten Deutschstämmigen Namibias. Er möchte dazu beitragen, dass diese Fähigkeit im Land erhalten bleibt, in einer Gemeinde von vielleicht 25.000 Deutschstämmigen, von denen viele auf abgelegenen Farmen leben, ist das nicht selbstverständlich, sondern eine Aufgabe, die jede Generation wahrnehmen muss. 


Ein Lebenstraum - und unternehmerisches Wagnis 

"Hitradio Nambia" ist für Hähner ein Lebenstraum - und ein unternehmerisches Wagnis. Der 39-Jährige saß schon als Schüler hinterm Mikrofon, leitete zuletzt das staatliche Deutsche Hörfunkprogramm der nbc. Dann wechselte er in die PR-Branche. Seine Hörer vermissten ihn und er vermisste seine Hörer und das Mikrofon. Dass er ganz vom Radio lassen würde, glaubte in der Branche so recht niemand. Ob es gelingen könnte, einen deutschsprachigen Privatsender in Namibia zu etablieren und aus Werbeerlösen zu finanzieren, ist oft spekuliert worden, auch andere Programme hatten oder haben teilweise deutsche Programmfenster. Das Deutsche Hörfunkprogramm ist als staatlicher Sender auf Werbeeinnahmen nicht zwingend angewiesen, trotz chronischer Finanzprobleme. Hitradio Namibia benötigt sie. Und das Konzept scheint aufzugehen, der Sender begann verblüffend schnell, schwarze Zahlen zu schreiben. "Ich kann es kaum glauben", sagt Wilfried Hähner. "Mit diesem Erfolg haben wir alle nicht gerechnet." Vor allem morgens sind die Werbeblöcke gut gebucht. Jetzt will der Sender sein Verbreitungsgebiet ausweiten, weitere Frequenzen sind schon beantragt, um noch mehr Orte und Städte im Land zu erreichen. 

Die Werbespots stellt der Sender selber her, primär auf Deutsch. Werbung zu schalten ist für viele deutschnamibische Firmen ein bisschen auch Ehrensache, sie unterstützen das Programm gern. Und besser könnte etwa die Feinkostabteilung der "Woermann Brock"-Supermärkte ihre Zielgruppe kaum erreichen. Die Deutschen im Land gelten als wohlhabend, sie spielen im wirtschaftlichen Leben des modernen Namibia noch immer eine vitale Rolle. Der Grund, warum inzwischen auch größere Unternehmen auf die Werbemöglichkeit aufmerksam geworden sind und Spots in Auftrag geben. 

Das Programm ist auch über Livestream im Internet zu hören. "Ich möchte mein Namibia promoten", sagt Hähner, der früher auch als Reiseleiter gearbeitet hat und deutsche Touristen auf Safaris Natur und Tiere zeigte. Zuhörer etwa in Europa für das südwestafrikanische Land zu begeistern, ist ihm ein Anliegen, der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig und Einnahmequelle für die junge Nation. 

Enger Kontakt zu den Hörern 

Hähner ist ein Mensch, der überall sofort gute Laune verbreitet, auch bei seinen Außenübertragungen, die er zum Beispiel bei Werbekunden abhält. Viele Fans schauen dann extra seinetwegen vorbei, wollen ihn live sehen, mit ihm sprechen. Die Anliegen seiner Hörer nimmt er ernst, richtet gern auch mal Grüße aus, weist auf Veranstaltungen hin. Nicht wenige Deutschsprachige finden sogar den Weg zu ihm ins Studio, das im belebten Einkaufszentrum Maerua Mall sitzt - und berichten dann über anstehende Schulfeste, Feiern wie neulich zum Stadtjubiläum von Swakopmund oder das Oktoberfest. Hähner ist auch eine wichtige Integrationsfigur für die deutsche Gemeinde. Und was er sagt, wird ernst genommen. Er wirbt regelmäßig fürs Blutspenden, ruft morgens im Verkehrsbericht zum rücksichtsvollen Autofahren auf. Und erzählt, dass er zum Frühstück Cornflakes mit Trinkjoghurt hatte oder davon, dass das Benzin ja auch immer teurer werde. Wie ein Freund, dem man übers Radio zuhört, und so sehen ihn auch viele Fans. Er ist ja schließlich jeden Morgen dabei, beim Aufstehen, Zähneputzen und dem ersten Kaffee. 

Hitradio Namibia ist online zu hören unter http://www.hitradio.com.na. Weitere Infos über den Sender auch auf Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Hitradio_Namibia. Der Sender ist auch bei Facebook sehr aktiv und postet regelmäßig Nachrichtenupdates aus Namibia, Fotos aus dem Sender und kommuniziert mit seinen Hörern: https://www.facebook.com/hitradionam?fref=ts. 

Hier ein Bericht aus der namibischen "Allgemeinen Zeitung" zum Start des Programms: http://www.az.com.na/kultur/hauptsache-positiv-das-ist-mein-sender.150622.php

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Roter Sand mit weißen Senken – Im Sossusvlei

6/7/2007

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Im Sossusvlei regiert der Sand: Die orangefarbenen Dünen mit ihren Ausläufern beherrschen majestätisch die Szenerie. Den leichten Dünensand kann man fein durch seine Finger rieseln lassen, der Boden, auf dem die Dünenformationen wie aufgeschüttet liegen, ist hingegen knochentrocken – rissige, weiße Salzsenken, die „Vleis“. Ein Vlei ist der Ort, wo sich in der Regenzeit das Wasser sammelt, um dann langsam im Boden zu versickern. Zurück bleiben in der Trockenzeit die weißen Pfannen, deren Umgebung sogar karge Vegetation aufweist: Da und dort steht ein Baum, ein wenig Gestrüpp rangt aus dem Boden. Im berühmten „Dead Vlei“ findet sich sogar verdorrtes Baumgeäst. Da legen sich gerne Touristen hinein und lassen sich knipsen vor dem einzigartigen Hintergrund: der großen Düne, die sich wie ein Gürtel haushoch um das Vlei gelegt hat.

Von da oben hat man einen Ausblick, der einen schwindeln lässt – nicht umsonst zählen die Dünen des Sossusvlei zu den höchsten der Welt. Und auch die Sonnenaufgänge sind hier, auf einem dieser mächtigen Sandberge, am eindrucksvollsten. Dafür muss man allerdings früh aufstehen – der Platz hoch auf der Düne will schließlich erst einmal erreicht werden. Und so sieht man fast allmorgendliche Menschen, die angestrengt im Halbdunkel die Dünenkämme hinaufstapfen.

Bis die Sonne sich mit einem hell-lilanen Glimmen am Horizont ankündigt. Hier im südlichen Afrika geht die Sonne schnell auf und unter, da kann man regelrecht sehen, wie sie erst behutsam die ersten Strahlen herüberschickt, dann rasch höherzieht und dabei die gesamte hellrote Dünenlandschaft mit orangenem Licht zu wärmen beginnt. Betrachtet man eine der hohen Sandberge dabei seitlich, erhält man jenes Bild, für das das Sossusvlei bekannt ist: Während die eine Seite ins Licht getaucht ist, liegt die andere im Schatten.

Auch wenn die karge Landschaft es nicht vermuten lässt: In der Regenzeit gilt hier: Die Wüste lebt! Dann ist, für kurze Zeit, der trockene Boden an den wasserreichen Stellen grün überwachsen. Wo vorher gar nichts war, brechen Büsche aus dem Boden. Doch sobald der Tsauchab-Trockenfluss wieder verebbt und sich wieder die rissige Erdkruste bildet, endet das Naturschauspiel, dann vertrocknen Büsche und Gräser, nur wenig Grün kann sich im ariden namibischen Winter halten.

Einer, der sich hier dennoch ganzjährig behaupten kann, ist der „Nebeltrinker-Käfer“. Dessen Name kommt nicht von ungefähr: Denn der Schwarzkäfer besitzt kleine Noppen und eine Rinne auf seinen Deckflügeln, mit denen er Wasser aus den vom nahen Atlantik herüberziehenden Nebelschwaden zieht. Dazu tritt auch der „Nebeltrinker“ den weiten Weg auf einen der Dünenkämme an und streckt dort sein Hinterteil so in den Wind, dass der Nebel als Kondenswasser in kleinen Tropfen direkt in seinen Mund läuft. Manchmal erspäht man eines dieser Tierchen, das sich durch den Sand kämpft.

Einen langwierigen Abstieg übrigens kann man sich sparen: Wer sich traut, rast einfach mit Anlauf die lange Dünenwand hinab. Wehtun kann man sich nicht – Das da unten ist nichts als Sand.


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Deutscher Karneval in Afrika - Der "WiKa"

20/4/2007

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Karnevalsumzug in der Independence Avenue
Einmal im Jahr wird das, nennen wir es ruhig mal: großstädtische Leben von Windhoek, für ein paar Stunden jäh unterbrochen. Dann wird die Independence Avenue für den Autoverkehr gesperrt, Hunderte Menschen versammeln sich entlang der Straße, manche bringen schon frühmorgens ihren „Bakkie“, also Pick-Up, in Position, bauen Klappstühle und Sonnenschirme auf, und warten darauf, dass er losgeht: Der „WiKa“, Windhoeker Karneval, der größte Karnevalsumzug Namibias, in diesem Jahr unter dem Motto: „Aber jetzt...“.

Mädchen marschieren in rot-weißen Karnevalstrachten über die Independence Avenue, hinter ihnen die Blaskapelle „Eefelkank“, eigens eingeflogen aus dem Rheinland, natürlich auch dabei das Funkemariechen, und dann kommen die Wagen: Große, schwere LKW, beladen mit allerlei Aufbauten, bunten Dekorationen und Lautsprecherboxen. Zuforderst natürlich der Elferrat mit ihren Trachtenjacken und Karnevalsmützen, das Prinzenpaar, die Jugendkarnevalisten mit einem eigenen „JuKa“-Wagen, auf einem der Trucks tanzt in silbrigen Glitzer-Outfits das „Männerballet“, und auch zahlreiche Firmen sind beim Umzug vertreten. Sie haben die Werbewirksamkeit des attraktiven Windhoeker Ereignisses erkannt und schicken eigene Wagen ins Rennen um die Gunst der Zuschauer. 

Die stehen an der Strecke und verfallen, sobald die ersten LKW in Sicht kommen, in lautes Jubeln und rufen „WiiiKaaa!! WiiiKaaa!!“ und „Aber jetzt!!“ – Um damit die Aufsitzenden zu ermuntern, eifrig Kamelle in die Menge zu werfen. Sobald das beginnt, stürzen die WiKa-Passanten an die Wagen und stellen sich in einen Regen aus Kamelle und Wasser, das so mancher Wagen zur Erfrischung in die Menge spritzt. Natürlich sind es vor allem die Deutschstämmigen, die den Karneval zelebrieren, aber auch zahlreiche Schwarze verfolgen den Umzug. Schwarze und weiße Jungen und Mädchen springen an den vorbeifahrenden Fahrzeugen in die Höhe, schreien „WiiKaaa!!“, reißen die Hände gen Himmel und versuchen so viel Kamelle zu fangen, wie zu fangen ist. Manche der insgesamt 50 Wagen sind besonders liebevoll gestaltet, zum Beispiel einer, an dessen Seite das Motto „We learnt from the Bushmen“ prangt. Der LKW liebevoll dekoriert mit Palmenblättern und Kokosnüssen, darauf tanzen braun geschminkte Karnevalisten, spritzen mit Wasser herum und wedeln sich mit Palmblättern gegenseitig Luft zu.

Natürlich spielen die Karnevalswagen auch Musik – und zwar deutsche Karnevalsmusik. „Jetzt geht’s los!“, schallt es von einem der Wagen, oder der karnevaleske „De Höhner“- Klassiker „Viva Colonia“ – „Da simmer dabei, dat is prima“. Begleitet wird der Zug von Polizeifahrzeugen, das Deutsche Hörfunkprogramm berichtet live vom Umzug, der die Windhoeker Innenstadt gut zwei Stunden in Beschlag nimmt. Manche Passanten, vor allem die Nicht-Deutschstämmigen, verfolgen das Treiben auch mit einer Mischung aus Verwunderung, Gleichgültigkeit und interessierter Erheiterung, aber insgesamt ist der WiKa eben doch eines der größten kulturellen Ereignisse dieser Stadt, und, wie Bürgermeister Mattheus Shikongo sagt, „aus Windhoek nicht mehr wegzudenken“. Für den Beobachter aus dem fernen Europa ist es schon bizarr, was sich da unter der heißen afrikanischen Mittagssonne tut, während von irgendeinem der Karnevalswagen die Popgruppe „Die Prinzen“ aus basslastigen Lautsprechern singt: „Das alles ist Deutschland, das sind alles wir...“ Ein wahres Wort.

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    Journalist Sebastian Geisler lebte 2007 in Namibia, wo er  bei der Namibian Broadcasting Corporation (nbc) in Windhoek für den staatlichen Rundfunk moderierte. Auf diese Weise bekam er Einblicke in namibisches Alltagsleben, politische Entwicklungen, aktuelle Probleme, Herausforderungen und Erfolge. Außerdem erlebte er die beeindruckende Natur, Tierwelt und lernte die herzlichen Menschen in Namibia kennen. 

    Über all das schreibt er seitdem, zunächst auf "blog.zeit.de/namibia" für "ZEIT online" und jetzt hier bei "Spuren im Sand", auf namibiablog.net



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